SWR2 Wort zum Tag

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Ernährt die Erde uns Menschen noch? Ausreichend und gut? So wie Gott sich das erdacht hat: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, ... die ... Früchte tragen...“ - „...Euch Menschen habe ich zur Speise alle Pflanzen gegeben, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen...“ (1.Mose 1,11+29) Ackerland und Weideland – Obst und Gemüse - Lebensgrundlage menschlicher Ernährung. Ich weiß das wohl. Aber ich als Städter spüre so wenig davon. Dagegen alarmieren mich immer wieder Nachrichten: Landverbrauch ohne Ende - für Gewerbe, Wohnungen und Straßen. Man könnte denken, - und ich merke an mir, wie sich diese Vorstellung bei mir einnistet: Alles sei zugebaut, alles betoniert, alles asphaltiert, Industrie und Städte ohne Ende. Stimmt das?
Ein Fernsehbericht* über „Teilzeitbauern“ hat mir neu die Augen geöffnet. Gezeigt wurde ein junges Paar, das in Stadtnähe ein kleines Stück Acker vom Bauern für ein Jahr gepachtet haben. Eine winzige Fläche: 80 qm – für 120 €. Der Bauer hatte im Mai Blumen und Gemüse eingesät, er stellt Geräte und Wasser zur Verfügung. Faszinierend für mich, wie da ein junges Paar mit seinem kleinen Kind Gartenbau betreibt – wie der Kleine die Pflanzen gießt und der Vater die Bohnen erntet. Auch der Ertrag kann sich sehen lassen. Ich staunte nicht schlecht: Früchte im Wert von 500 € - Bioqualität in Eigenanbau. Vom pädagogischen Ertrag für Kinder ganz abgesehen.
Wie fruchtbar, wie ertragreich kann Ackerland sein! Gemüse und Blumen – Saat und Ernte – genug auf kleinstem Raum. Die biblische Verheißung hat Bestand: Wie schöpferisch, wie kreativ ist Ackerboden! Wie viel kann man – intensiv bewirtschaftet - auf einem kleinen Stück Land ernten. Solche Feldgärten rechnen sich offenbar - auch für den Landwirt. Binnen einem Jahr hat sich die Zahl seiner Nutzer verdoppelt – von 15 auf 27, steigende Tendenz. Nebeneffekt: Es wächst eine Kundenbindung an den Landwirt, denn die „Teilzeitbauern“ kaufen vermehrt seine Produkte im Hofladen ein.
Übrigens: Land ist genug da - für alle! Auch in unserem industriell hoch entwickelten Land. Auch hier sind – auch heute noch - 90 % der Fläche unbebaut – und die Waldfläche wächst.
Wer weiß, es kommt eine Zeit und sie ist womöglich näher als wir denken, da werden Ackerflächen und Obstwiesen wieder intensiv bewirtschaftet. Da entstehen Gärten, die Menschen ernähren – in nächster Nähe. Auf dass – wie es im Kirchenlied heißt - die „Erde – ein Garten Eden werde“ (EG 286,2).

* ARD-Tagesthemen, 15. Juli 2008

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4297
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