SWR3 Gedanken

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Ob der Papst es will oder nicht, er ist längst ein weltweiter Medienstar. Das zumindest verbindet ihn mit Barak Obama, Anna Netrebko oder Brad Pitt und wie es scheint, brauchen wir sie, die Stars. Wenn Deutschland im Privatfernsehen mal wieder den nächsten „Superstar“ sucht, wirkt das vielleicht lächerlich, beschreibt aber sehr simpel das Prinzip. Wer nur oft genug im Fernsehen oder Internet auftaucht gilt früher oder später als so genannter Star, umstrahlt von einer Aura, wie früher mal vom Heiligenschein. Der Inhalt ist dann längst zur Nebensache geworden. Wie viele Papstbegeisterte haben wohl wirklich die Enzykliken des Papstes gelesen, wer aus der jubelnden Masse an der Berliner Siegessäule die früheren Reden des amerikanischen Präsidentschaftsbewerbers Obama studiert?
Lernt beten, nicht denken, titelte vor kurzem denn auch sarkastisch eine große Wochenzeitung. Der Starkult als Religionsersatz? Wenn das stimmt, wäre es in jedem Fall eine Religion des Augenblicks, des Hier und Jetzt. Sie berauscht sich am Glamour der Stars, hat aber keine Vision für die Zukunft parat, im Gegensatz zur biblischen Religion. Die hält nämlich, allem Zeitgeist zum Trotz, daran fest, dass Gott eine Geschichte mit dieser Welt hat, eine Vergangenheit und eine Zukunft. Sie hofft darauf, dass das Schicksal dieser Welt letztlich in seiner Hand liegt. Das ist keine Aufforderung, die Dinge einfach laufen zu lassen. Wir sollen, ja müssen die Welt aktiv gestalten, uns untertan machen, wie es in der Bibel heißt. Das läuft nicht immer glamourös. Aber da, wo wir scheitern und erst mal nicht weiterkommen, dürfen wir immer noch darauf vertrauen, dass es ein Ziel gibt und es in Gottes Hand liegt. Lernt beten und denken hieße deshalb das Motto der biblischen Religion. Es wäre sicher auch ein Herzensanliegen dieses Papstes.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4292
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