SWR3 Gedanken

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“Moment of Clarity” – also Moment der Klarheit - so heißt ein Werbespot für Mineralwasser: Eine schöne Frau hängt am Abgrund und schreit um Hilfe. Ein Cowboy kommt vorbei und will sie retten. Davor noch schnell einen Schluck aus der Wasserpulle. Und der löst in ihm den „Moment of Clarity“ aus: Ganz deutlich sieht er die Zukunft vor sich: die Gerettete als seine schwangere Frau, lärmende Kinder und eine keifende Schwiegermutter. Kurz: das Ende seiner Cowboy-Freiheit. Grund genug, die Rettungsaktion abzublasen. Er lässt die Schöne hängen und reitet in die weite Prärie.
Heute feiert die Katholische Kirche auch so einen „Moment of Clarity“. Das Fest heißt „die Verklärung Jesu“ und geht auf eine Erzählung in der Bibel zurück. Da steigt Jesus mit drei Jüngern auf einen Berg. Dort oben passiert etwas Erstaunliches: Die Kleider Jesu werden blendend weiß und sein Gesicht leuchtet. Dazu erscheinen die Propheten Mose und Elia. Die Jünger sind begeistert von dem Schauspiel und wollen drei Hütten für die Lichtgestalten bauen. Sie wollen diesen Moment unbedingt festhalten.
Doch da schiebt sich eine Wolke über die Szene. Und statt Hütten zu bauen, werfen sich die Jünger ängstlich zu Boden. Aus der Wolke spricht die Stimme Gottes: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Gottes Nähe hat also nicht unbedingt etwas mit Hüttenromantik und Gemütlichkeit zu tun. Aber dort auf dem Berg wird den Jüngern klar: wir können unser Leben Jesus anvertrauen.
Ein „Moment of Clarity“ sorgt für Klarheit. Auch wenn es nicht gerade ein Beispiel christlicher Nächstenliebe ist: Der Cowboy aus der Werbung hat erkannt, was ihm seine Freiheit wert ist. Die Jünger auf dem Berg haben erkannt, wie wichtig Jesus für ihr Leben ist. Und manchmal wünsche auch ich mir für mein Leben so einen „Moment of Clarity“.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4195
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