SWR3 Gedanken

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Die Überraschung war schon groß, als letzten Monat plötzlich österreichische Mönche die britischen Charts stürmten. Vorbei an Madonna und Amy Winehouse: die Mönche vom Kloster Heiligenkreuz mit ihrem Album „Chant – Music for Paradise“.
Der Ruhm der Mönche beginnt ganz unverhofft: ein Freund aus England schreibt Pater Karl eine E-Mail: „schnell, schnell, Karl“, dazu ein Link zu einem Kirchenmusikwettbewerb einer großen Plattenfirma. Da schon am nächsten Tag Bewerbungsschluss ist, reicht es Pater Karl nur zu einer E-Mail mit einem Verweis auf ein Youtube-Video der Mönche. Er gesteht: „Ein bisschen peinlich war mir diese Bewerbung schon.“
Dann geht alles ganz schnell: Die Mönche gewinnen den Wettbewerb, bekommen einen Plattenvertrag und schießen in die Charts. Pater Karl versucht den Erfolg zu erklären: „Unterwegs sehe ich nur in gestresste Gesichter. Mein Gefühl ist, dass die Menschen immer verweltlichter werden und über unsere Choräle wieder zur Ruhe und zu Gott kommen wollen.“
Die Musik ist alles andere als spektakulär. Einfach gregorianische Gesänge. Ein Journalist fragt Pater Karl, ob die Mönche öfters so singen. „Jeden Morgen ab 5 Uhr 15“, antwortet er.
Natürlich war das Projekt unter den Mönchen nicht unumstritten. Manche Brüder hatten Sorge, mit dem Erfolg eine Art kirchliche „Boygroup“ zu werden. Aber die Mönche haben beschlossen, nicht in Shows oder auf Bühnen aufzutreten. „Unsere einzige Bühne ist unser Kloster Heiligenkreuz“, sagt Pater Karl, „denn ein Mönch außerhalb des Klosters ist wie ein Fisch ohne Wasser.“
Deshalb wurde die CD auch in der Kirche des Klosters aufgenommen. Den Mönchen war es trotz aller Aufnahmetechnik wichtig, in Richtung des Altars zu singen, also hin zu Gott. Denn es sollte nicht bloß eine musikalische Produktion werden, sondern ein Gebet, das aus dem Herzen kommt.
Vielleicht liegt gerade darin die Kraft der Gesänge – und der Unterschied zu Hits von Madonna.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4194
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