SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Mona ist neun und kann sich auf nichts verlassen. Nicht darauf, dass sie morgens rechtzeitig geweckt wird. Nicht darauf, dass ihre Mutter ihr mittags die Haustür aufmacht, wenn sie klingelt. Nicht mal darauf, dass was zum Essen im Haus ist. Sie schreibt:
„Schon lange weiß ich, dass bei uns zu hause etwas komisch ist. Das liegt an Mamas Traurigtagen. Ob Mama krank ist? Aber ihr Körper tut ihr gar nicht weh, sagt sie.“
Für Kinder sind psychische Erkrankungen unverständlich. Und da Erwachsene nicht darüber reden – können oder wollen – bleiben die Kinder mit ihren Gefühlen und Gedanken allein. In dem Buch „sonnige Traurigtage“ wird dieses Tabu gebrochen. Das Kinderfachbuch wird von der Caritas empfohlen. Weil Kinder verstehen wollen warum sich Mama oder Papa so komisch verhalten, wenn sie z.B. an einer Depression leiden.
Sonst stellen sich schnell Schuldgefühle ein. Um sich nicht völlig hilflos zu fühlen fragen sich Kinder: „Bin ich vielleicht Schuld an Mamas Krankheit? Dann könnte ich ja was gegen diese Krankheit unternehmen. Wenn ich mich nur genügend anstrenge, dann wird alles bestimmt besser.“
Aber leider wird es nicht besser. Nur die Schuldgefühle werden schlimmer.
Es ist unheimlich schwer, psychische Erkrankungen gegenüber Kindern anzusprechen. Aber es ist wichtig und ich wünsche jedem, der davon betroffen ist, den Mut es zu tun. Um Kindern Schuldgefühle zu ersparen und ihnen zu helfen.

Schirin Momeier „Sonnige Traurigtage“ Mabuse Verlag, 2006, ISBN 978-3-938304-16-7
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4123
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