SWR3 Gedanken

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Dass in der christlichen Kirche über viele Generationen nur Männer das Sagen hatten, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass das aber so weit ging, dass man – im wahrsten Sinne Mann – aus Frauen Männer gemacht hat, das weiß kaum jemand.

Im Römerbrief erwähnt der Apostel Paulus eine Frau namens Junia. Und jetzt kommt’s: Auch ihr gebührt die Bezeichnung „Apostel“. Eine Frau, die sich in der ersten Zeit der Christenheit durch ihren Glauben und ihre Überzeugungskraft ausgezeichnet hat. Paulus weiß das. Aber Generationen nach ihm wollen das nicht mehr wissen. Und aus Junia wird ein Junias.

Weil nicht ist, was nicht sein kann. Frauen können nicht dasselbe leisten wie Männer. Frauen können nicht denselben Stellenwert haben wie Männer. Frauen kann nicht dieselbe Anerkennung zustehen wie Männern. So war das damals. Und wie ist das heute?

Fast zweitausend Jahre nach Junia leben wir noch immer in einer Gesellschaft, in der Frauen in vielen Bereichen schlechter bezahlt werden als Männer. Zweiundzwanzig Prozent bekommen Frauen im Schnitt hierzulande weniger Gehalt für die gleiche Tätigkeit wie Männer. Ganz zu schweigen von dem nach wie vor verschwindenden Anteil von Frauen in echten Führungspositionen.

Und da kann man sich schon fragen: Was hat sich in zweitausend Jahren geändert? So viele Jahrhunderte gab es keinen Zweifel daran, dass eine Frau weniger wert ist als ein Mann. Heute tragen wir den Begriff „Gleichberechtigung“ auf der Zunge und haben ihn in unseren Gesetzen festgeschrieben. Aber dennoch akzeptieren wir stillschweigend die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen.

Vom Apostel Paulus stammt übrigens auch dieser Satz: „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.“ Aus Gottes Perspektive gibt es also keine Wertung zwischen Männern und Frauen. Schön wär’s, wenn unsere Gesellschaft diese Perspektive teilen würde. So dass all die Junias endlich zu ihrem Recht kommen. Mit gleicher Anerkennung und gleichem Gehalt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4098
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