SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Rasen mähen. Nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Was in manchen Wochen des Jahres fatal ist. Sofern man einen einigermaßen repräsentablen Rasen haben möchte. Denn bei Sonne und Wind und Regen und Wind und Sonne wächst der wie doof. Bis man die Sense braucht, um ihn wieder einigermaßen auf Knöchelmaß zu stutzen.

Wenn nun aber wochenlang kein Regen fällt und die Sonne ohne Unterlaß vom Himmel brennt, beobachte ich, dass der grüne Urwald hinter meinem Haus aufhört zu wachsen. Ohne zu verdorren. Wie geht das zu? Im Internet erfahre ich, dass das in der Tat seinen Grund hat. Wenn sich die Erde über 35 Grad Celsius erwärmt, dann tritt Wachstumsstillstand bei meinem Rasen ein. Erst wenn Wind und Wetter wieder für Abkühlung sorgen, wächst auch mein Gras lustig weiter.

Nun kann ich dem Wachstumsstillstand bei meinem Rasen einiges abgewinnen. Aber in meinem Leben finde ich Nullwachstum weniger prickelnd. Aber auch da soll es so etwas geben. Zeiten, in denen sich nichts bewegt, in denen ich mich nicht bewege. Und wie bei meinem Rasen liegt das oft daran, dass mir sozusagen zu wohl ist. Warm und wohlig habe ich mich in meinem Leben eingerichtet und merke gar nicht, wie der Stillstand eintritt.

Nun lerne ich ja von meinem Rasen, was hilft. Wind und Wetter, Sturm und Regen. Das hilft. Weil es Abkühlung bringt. Und damit wächst der Rasen weiter. Für mein Leben würde das wohl heißen, dass es seinen Sinn hat, wenn mir ab und an der Wind rauh ins Gesicht weht. Wenn das Leben mir ab und an eine kalte Dusche verpaßt. Wenn ab und an ein Gewitter die Luft reinigt. Denn all das heißt zwar, dass ich mich in meinem Leben nicht mehr so warm und wohlig fühle, aber andererseits auch nicht in Trägheit erstarre.

Und wenn ich so darüber nachdenke, dann stimmt das auch: Gewachsen bin ich an den Krisen in meinem Leben. Verändert habe ich etwas, weil mir jemand ziemlich deutlich die Meinung gesagt hat. Und so ein bißchen Kritik wirkt manchmal ganz erfrischend. Die Natur braucht’s, sagt man hierzulande, wenn es regnet. Meine Natur offensichtlich auch. Damit ich nicht stehen bleibe, sondern wachse und gedeihe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4096
weiterlesen...