Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wenn es Nachbarn nicht geben würde – man müsste sie erfinden. Sicher: Die meisten Prozesse vor Gericht drehen sich um Nachbarschaftsstreitigkeiten. Und es gibt wirklich schlimme Konflikte an der Grundstücksgrenze, im Wohnblock, im Mietshaus.
Aber gerade im Sommer zeigt sich: Nachbarn sind eigentlich das Beste, was einem passieren kann. Denn Sommer, das heißt: verreisen, für ein paar Tage, ein paar Wochen, das heißt: ausfliegen, mal ganz wo anders sein. So schön das ist, irgendwer muss sich trotzdem um Haustiere und Zimmerpflanzen kümmern, die Post aus dem Briefkasten holen und Päckchen annehmen, die Tomaten auf dem Balkon gießen oder den Rasen mähen. Da sind die Nachbarn gefragt.
Im Sommer schlägt also die Stunde der Nachbarn. Und das ist gut so. Nicht nur, weil die eigene Wohnung versorgt ist. Auch, weil sich dadurch der Blick weitet. Weil die Nachbarschaftshilfe über den eigenen Tellerrand, den eigenen Gartenzaun gucken lässt. Oft gibt es ja viel zu wenig Kontakt mit den Menschen, die hinter der nächsten Tür wohnen, im Haus nebenan. Da ist es schon viel, wenn gegrüßt wird. Im Sommer aber zeigt sich: Hilfsbereitschaft, für den anderen das sein, das kommt tatsächlich viel öfter vor, als man so denkt.
Ich habe selbst erfahren: Es gibt so viele hilfsbereite Menschen. Und dazu gehört gar nicht viel. Es reicht, einfach nur zu gucken, was der andere nötig hat. Nicht weggucken, sondern über den Zaun sehen. Und ich stelle mir vor, wie das wäre: Wenn wir mit den Nachbarn immer so leben, als wäre Ferien. Wenn wir immer mal gucken, was der andere so braucht. Vielleicht Hilfe beim Einkaufen, vielleicht einfach nur ein Gespräch. Auf den anderen achten. Fast schon eine paradiesische Vorstellung.
Und deshalb möchte ich heute allen Nachbarn sagen: Danke, dass es euch gibt. Und wenn ich bei euch die Tomaten gießen soll: Sagt mir Bescheid. Ich gucke, dass ich kommen kann.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4062
weiterlesen...