Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wenn die Engel im Himmel wirklich singen, dann sicher Bach. Johann Sebastian Bach. Denn ohne seine Musik wäre die Welt – und sicher auch der Himmel – ärmer. Bach, das ist die Matthäuspassion und die h-moll-Messe, das Weihnachtsoratorium und die Brandenburgischen Konzerte und und und. Heute, am 28. Juli 1750, also vor 258 Jahren, starb der Musiker in Leipzig.
Bach hatte ein Talent für Musik, mehr noch, er war von Musik besessen, schon als Kind. Als junger Klavierschüler hatte er schon bald seinen älteren Bruder eingeholt. Der war über die Konkurrenz keineswegs glücklich. Also schloss er seine Noten in einen vergitterten Schrank ein. Nur damit sein jüngerer Bruder seine Stücke nicht üben konnte. Doch Johann Sebastian schlich Nachts, wenn alle schliefen, zu dem Schrank, fingerte die Noten durch das Schrankgitter und schrieb in wochenlanger Arbeit die Notenstücke seines Bruders ab. Der bekam das natürlich irgendwann heraus. Aber das hinderte des jungen Johann Sebastian weder am Klavierüben noch am Komponieren.
Bach hat sein Talent immer auf Gott bezogen. Seine Musik versteht er als gesungene Predigt, er will mit jedem Ton, jedem Akkord von Gott erzählen. Bach hat von Luther gelernt: Musik spiegelt Gottes Schöpfung wieder – und singt zugleich vom Himmel. Die Geschichte des kleines Johann Sebastian, der sich Noten klaut, zeigt aber auch: Es reicht nicht, einfach nur fromm zu sein, um solche Musik zu machen. Es braucht dafür auch Ehrgeiz und Können, die Lust, der Musik ihr Geheimnis abzuringen. Immer wieder neu zu erkunden, was mit ein paar Noten alles möglich ist.
Jeder Mensch ist mit Talenten gesegnet worden. Die wenigsten können so Musik schreiben, wie Johann Sebastian Bach, vielleicht die Beatles, vielleicht die anonymen Gospelkomponisten. Aber jeder Mensch kann etwas. Hat ein Talent. Und ohne diese Talente wäre auch die Welt ärmer – und vielleicht sogar der Himmel.
Bach hat das vorgemacht. Denn ich bin sicher: Wenn die Engel im Himmel singen, dann vielleicht die Beatles und „Oh, happy day“, aber ganz sicher Bach. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4060
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