Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Willst du gesund werden? Ja, was denn sonst, habe ich immer gedacht. Warum nur stellt Jesus den Kranken, denen er begegnet, immer wieder diese Frage: Willst du gesund werden?
Zum Beispiel jenem Mann, der 38 Jahre gelähmt war. Willst du gesund werden?
Ja, versteht sich das denn nicht von selbst? War der nicht 38 Jahre Opfer seiner Krankheit? Ist die Hoffnung, gesund zu werden, nicht das Einzige, was ihn noch am Leben hält? Eben nicht.
Jesus weiß das. Und deshalb fragt er nach und trifft damit ins Schwarze. „Ich will ja schon, sagt der Gelähmte, aber ich habe niemanden, der dann da ist, wenn ich ihn brauche. Und weil ich nur gesund werden kann, wenn zum richtigen Zeitpunkt jemand da ist, geht es halt nicht.“
Ich muss gestehen, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Im Kleinen. Ich möchte mich ja schon lange mehr mit dem Computer auskennen. Aber da ist halt keiner, der mir das anständig erklärt. Ich will ja gern gesünder leben, aber immer kommt mir ein Streß dazwischen.
In der Geschichte stellt Jesus den Gelähmten im wahrsten Sinn des Wortes in den Senkel: „Steh auf, sagt er, nimm dein Bett und geh!“ Keine Spur von Mitleid und Einfühlung. „Steh auf, nimm dein Bett und geh.“ Ziemlich hart für jemanden, der auf Mitgefühl aus ist.
Aber was Jesus sagt, ist mehr als nur ein Ratschlag. Er fordert ihn schlicht auf, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Sei nicht mehr das Opfer, sei Täter deines Lebens. Nimm dein Leben in die Hand. Übernimm Verantwortung für das, was du tust und für das, was du unterlässt.
Man muss sich Jesus hier wie einen Arzt vorstellen. Der kommt und sagt: Steh auf und geh. Du kannst das. Ich als Arzt weiß das. Und ich werde dich auch nicht allein lassen bei deinen Gehversuchen. Wenn du einknickst, bin ich da und helfe dir weiter.
Der Gelähmte, heißt es in der Geschichte, steht auf, nimmt sein Bett und seine Opferrolle unter den Arm und geht. Eine aufregende Geschichte.
Seine Opferrolle unter den Arm nehmen und gehen. Den eigenen Weg gehen. Mag sein, dass er erst mal in die falsche Richtung geht. Mag sein, dass du schnell wieder einsinkst. Aber du gehst. Und es ist dein Weg. Das ist gesund.
Gott sagt: Hab Vertrauen. Ich bin an deiner Seite. You’ll never walk alone.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4030
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