SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sie ist eine unausrottbare Eigenart des Menschen. Zu finden nach Misserfolgen und Enttäuschungen, in den Trümmern von Kriegen und Erdbeben und selbst an offenen Gräbern: Die Hoffnung. (Die Hoffnung auf Erfolg im Beruf, auf die große Liebe, auf die Kraft wieder etwas aufzubauen, wieder neu anzufangen, etwas noch mal zu probieren, auf ein Leben im Leben und ein Leben nach dem Tod.) Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es im Volksmund, weil es den Menschen zutiefst ausmacht, dass er ein Hoffender ist. Für den Philosophen Kant ist die Hoffnung ein Teil der menschlichen Würde. Weil sie sich so nach Glück sehnt und weil sie die Stimmung der Menschen aufhellt. Für einen anderen Philosophen, Ernst Bloch, wirkt die Hoffnung wie ein Wärmestrom im Leben der Menschen. Bei den Christen gilt sie als eine der drei göttlichen Tugenden. Weil ein Funken Hoffnung im Herzen der Menschen ein Freudenfeuer entzünden kann. Weil sie zum Leben gehört wie das Atmen. Weil sie immer die Möglichkeit des Besseren und Schöneren in sich trägt. Das Wort Hoffnung ist eng verwandt mit dem alten Wort hopen=hüpfen. Ein hoffender Mensch springt also gewissermaßen innerlich weiter, über das Bestehende, zu Verbessernde hinaus. Und das ist das Wichtigste: Er glaubt daran, trotz der Möglichkeit zu scheitern. Im Gegensatz zu den Skeptikern oder Zynikern, die vor allem auf die Probleme schauen.
Aber der liebe Gott hat uns neben der Hoffnung ja auch den Verstand gegeben und den Zweifel. Der Zweifel hilft uns, dass die Hoffnung nicht zum blinden Optimismus wird, sondern eine Tugend, die den Menschen nicht aufgeben lässt. Eine Lebenshaltung, eine Lebenskraft, ja ein wahrhaft göttliches Geschenk, das mit Herz und Verstand sagt: Das wird schon wieder, gib nicht auf, probier’ s nochmal, glaub’ daran, du schaffst es. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4009
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