SWR3 Gedanken

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„Mut tut gut“ – ein Slogan, dem ich öfter begegnet bin als ich mich mit dem Mut als Kardinaltugend beschäftigt habe. Mut tut gut - warum eigentlich? Warum soll Mut denn gut tun? Wo doch beim Mut auch immer Angst im Spiel ist. Angst vor persönlichen Nachteilen oder vor seelischer oder gar körperlicher Gewalt. Mut heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern die Angst wahrzunehmen und trotz oder mit dieser Angst Dinge zu tun, die wichtig oder ganz einfach dran sind. Auch wenn sie erst mal schwer, unangenehm oder gar gefährlich sind. Beim Mobbing zum Beispiel, in Schule oder Beruf: sich nicht erniedrigen lassen, nicht schweigen und leiden, sondern sich wehren. Das Mobbing öffentlich machen, sich Helfer suchen, die einem helfen dem Rad in die Speichen zu greifen. Das kostet Mut und Kraft. Aber wenn man es getan hat, dann tut einem dieser Mut wirklich gut. Einem selbst, weil man befreit wird von Angst und Unterdrückung und den Leuten drum herum tut es auch gut, weil gezeigt wird, dass nicht die Groben und Dummen gewinnen, sondern die, die sich wehren, aus gutem Grund.
„Dem Rad in die Speichen greifen“, das ist ein Bild für die spektakuläre Seite des Mutes. Es gibt aber noch eine weniger spektakuläre die aber genau so wichtig ist. Ihr Bild ist die Säule.
Wenn Menschen vertrauen, immer wieder vertrauen, in das Leben, in andere Menschen oder auf Gott, dann erfordert das angesichts des Lebens wie es eben oft ist, einfach Mut und Kraft. Kraft, nicht nachzulassen in der Zuversicht. Nicht den Mut zu verlieren angesichts dessen, was alles so passiert im Leben. Sich nicht entmutigen zu lassen von Menschen, die halt auch immer wieder Schwächen zeigen. Menschen mit diesem alltäglichen Mut sind wie Säulen. Sie stehen gerade und halten das Lebensgebäude zusammen. (Oder wie der Schriftsteller Theodor Fontane es ausgedrückt hat: „Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser.“) https://www.kirche-im-swr.de/?m=4007
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