SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Alles mit Maß, sagte der Hanswurst und trank einen Krug Bier nach dem anderen“. Um eine der 4 Kardinaltugenden geht es mir in diesem Gedanken: das Maß. Dabei geht es um die Kunst der goldenen Mitte. Die Suche nach dem Ort zwischen Zuviel und Zuwenig von dem, was für den Menschen notwendig, lustvoll oder schön ist. Beim Bier zum Beispiel um den Punkt zwischen dem ungelöschten Durst und dem, wo eben über den Durst getrunken wird. Ähnlich beim Essen: den Punkt zu vermeiden, wo der Bauch voll ist und nur noch für die Zunge gegessen wird. Ums richtige Maß geht es aber nicht nur bei einem ganz persönlich, sondern auch gesellschaftlich. Bundespräsident Köhler hat unlängst die Unternehmer zur Mäßigung aufgefordert, weil ihre Gehälter mehr als fraglich sind, wenn man bis zu 50 Millionen Abfindung bekommt, weil man eine Firma gegen die Wand gefahren hat. Warum eigentlich, könnte man sich fragen. Wer soviel kriegt, der soll es halt nehmen. Er wäre ja dumm, wenn nicht. Nein, solch maßloses Verhalten gefährdet den sozialen Frieden. Bringt etwas Wichtiges aus dem Gleichgewicht. Und genau darum geht es bei der Tugend Maß. Es geht um einen Zustand des Gleichgewichts, der Ausgeglichenheit, die zu einem inneren Frieden führt. Dieser innere Frieden lässt mich spüren, dass dieser Ort zwischen Zuviel und Zuwenig zu einer natürlichen Ordnung gehört. Und damit auch zu meinem Wohlergehen, weil er mir an Leib und Seele gut tut.
Diesen inneren Frieden erreicht man nur durch bestimmte Verhaltensweisen, die eingeübt sein wollen: mich zurück halten, beherrschen, aber auch meine Bedürfnisse und Triebe bewusst gestalten, pflegen. Denn es geht beim Maßhalten nicht um völlige Askese oder gar Selbstkasteiung. Weil meine Bedürfnisse, Triebe und Antriebe sind mir vom lieben Gott gegeben, aus gutem Grund. Nur, sie wollen gestaltet sein. Damit ich nicht von meinen Trieben getrieben werde. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4006
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