Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Guten Morgen. Ich bin Thomas Weißer. Und ich bin immer noch total geplättet von dem Spiel. Deutschland – Spanien; das war Adrenalin pur. Hoffen und verzweifeln. Bangen bis zum Schluss. Und mit einem besseren Ende für Spanien. Gratulation. Aber – wir sind Vize-Europameister. Das ist trotz allem, trotz der Finalniederlage, ein toller Satz. In dem steckt nämlich alles, was mich und viele andere an dieser Europameister-schaft gepackt hat. In dem steckt: Wir alle haben mit der Mannschaft gehofft und gezittert, manchmal ziemlich geflucht, aber immer wieder an Jogis Truppe geglaubt. An „unsere“ Jungs.
Dieser Glaube verbindet uns, auch wenn wir verloren haben. Dass wir gemeinsam an etwas glauben, an Ziele, aber vor allem an andere Menschen, an ihre Fähigkeiten, an sie als Menschen. Die Europameisterschaft hat mir mal wieder vor Augen geführt: An sich glauben, an andere glauben – das brauchen wir. Nicht nur auf dem Fußballplatz – auch im richtigen Leben. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn sich der ganz große Erfolg eingestellt hätte – aber das ist nicht entscheidend. Zu merken: Ich kann etwas – und ich traue anderen etwas zu, das macht das Leben richtig rund. Und nicht erst der erste Platz.
An sich, an andere glauben, das steht im Mittelpunkt auch vieler biblischer Geschichten. Hier geht es genau darum: Dass jemand an den Menschen glaubt. Gott glaubt an den Menschen. Will aus ihnen das Beste herausholen. Glaubt, dass immer noch mehr möglich ist als jeder denkt. Bei Mose zum Beispiel. Gott will ihn zum Anführer der Israeliten machen. Die sind Sklaven in Ägypten. Und Mose soll sie da rausholen. Aber Mose zuckt zurück. Nimm meinen Bruder, schlägt er vor, der kann das besser. Aber Gott lässt nicht locker. Er glaubt an Mose. Solange, bis auch Mose an sich glaubt. Und sein Glaube versetzt zwar keine Berge – aber macht aus seinem versklavten Volk freie Menschen.
Gott setzt auf den Menschen, glaubt an ihn, gibt ihm immer wieder neue Chancen. Und wenn wir dann an Menschen glauben, dann spiegeln wir etwas von Gottes Glauben an uns wieder. So ein Glaube kann mit der Vizeeuropameisterschaft gekrönt wer-den – aber auch ganz einfach nur durch den heutigen Tag führen. Mich macht das frei: Wir können an uns glauben, weil Gott an jeden von uns glaubt – egal ob Europameister oder nicht. Und in vier Jahren siehts ja vielleicht ganz anders aus. Bei der nächsten Europameisterschaft. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4003
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