SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

"Jetzt sind die Kinder am Ball“ –
Großflächenplakat, Werbung für ein Malzbier.
Zwei Jungs in Fußballtrikots, einer hat den Ball unterm Arm,
grinst zahnlückig in die Kamera...
Als ich es gesehen habe,
nur ein paar Stunden bis zum EM-Spiel gegen Österreich,
hab ich gedacht: Oh oh, ob das ein Hinweis ist auf das Spiel heute abend!?
Die Österreicher sind im Altersdurchschnitt die jüngste Mannschaft der EM:
Jetzt sind die Kinder dran!?
Oder sogar so, dass Ballack und Co. das Viertelfinale verpassen
und dann muss eben der Nachwuchs ans Spiel kommen …
Es kam ja dann anders; die Vorrunde haben sie überstanden.
Und doch transportierte dieses Plakat eine tiefere Wahrheit.
Jetzt sind die Kinder am Ball -
da hat einerseits ja der deutsche Fußball eins seiner großen Probleme:
Gerade die großen Mannschaften können sich mit viel Geld ja
jeden Stürmerstar kaufen – in Deutschland oder im Ausland.
Was sollen sie da noch mühselig Nachwuchs fördern,
Jugendmannschaften betreuen, Kinder zum Mitspielen motivieren.
Aber die jungen Spieler – sagen jedenfalls die Fachleute –
die jungen Spieler fehlen dem Bundestrainer dann für die Nationalelf.
Das ist mehr als schade – es ist andererseits auch
ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Immer noch werden Familien mit Kindern zu wenig gefördert.
Finanziell sowieso; und vor allem werden Kinder und Familien
einfach zu wenig geschätzt.
Sogar in mancher Kirchengemeinde gibt es immer noch Leute,
die zum Beispiel Kinder im Gottesdienst als Störung empfinden.
Dabei ist doch jedes Kind ein Zeichen von Hoffnung:
Diese Gesellschaft lebt weiter; diese Kirche hat eine Zukunft.
Das müssen endlich alle einsehen und praktisch umsetzen;
wer es unterlässt, ist eigentlich wie ein Fußball-Stürmer,
der es immer wieder alleine versucht, statt endlich mal abzugeben.
Ich hoffe, wir erleben das auch noch in echt:
Jetzt sind die Kinder am Ball.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3960
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