Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der kanadische Premierminister Stephen Harper hat sich in diesen Tagen öffentlich entschuldigt: bei den Ureinwohnern des Landes. Über 100 Jahre lang wurden mehr als 150.000 indianische Kinder in Internate gesteckt. Sie sollten den Einflüssen und Traditionen ihrer Stämme entzogen werden. Ziel der staatlich geförderten Umerziehungspolitik: Die Indianer an das moderne Leben anzupassen. Dafür war jedes Mittel recht: Viele Kinder wurden auch misshandelt und missbraucht.
Der oberste indianische Stammesführer Chief Phil Fontaine nahm die Entschuldigung des Premierministers persönlich entgegen. Und er zeigte sich sehr erleichtert. Phil Fontaine ist selbst ein Opfer der Zwangsinternierungen. Er erinnert sich schmerzvoll an die Misshandlungen. Sie sind bis zum heutigen Tag wie Messerstiche in der Seele, sagt er Umso wichtiger ist für ihn nun, dass die kanadische Regierung sich öffentlich entschuldigt und zugibt, dass sie schweres Leid über viele Menschen gebracht hat.
Entschuldigungen – sind nur Worte. Nicht immer reichen Worte aus. Aber die indianischen Stämme in Kanada haben die Entschuldigung angenommen. Mich beeindruckt diese Haltung außerordentlich. Denn die Ureinwohner Kanadas zeigen dadurch wirkliche Größe. Ihr Stammesführer sagte, dass endlich der Blick von den Verletzungen weg nach vorne gehen kann, in eine heiler werdende Zukunft. Dazu brauchte es einen mutigen Premierminister. Er nannte das Unrecht laut Unrecht. Er würdigte damit den Schmerz der Indianer öffentlich und gab ihnen so ihre Ehre wieder. Und damit können die Urkanadier beginnen, sich mit ihren seelischen und körperlichen Verletzungen zu versöhnen und neu ins Leben zu schauen.
Entschuldigungen - sind nur Worte. Aber was heißt hier „nur“!? Wenn Worte der Entschuldigung ernst gemeint und tief empfunden sind, wirken sie heilsam. Nicht nur bei den kanadischen Indianern.

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