Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich tue, was ich mit meinen Kräften bequem leisten kann.“ Dieser Satz steht auf einem Zettel auf meinem Schreibtisch. Und ich brauche ihn. Vor allem dann, wenn die viele Arbeit mich an meine Grenzen bringt, wenn ich am Rennen bin. Auch von anderen höre ich immer wieder: „Ich bin furchtbar im Stress. Die Arbeit wird immer mehr, immer komplizierter. Ich renne nur noch hinterher. Wer weiß, wie lange das noch gut geht.“
„Ich tue, was ich mit meinen Kräften bequem leisten kann.“ Der Satz hilft mir, wenn ich überfordert bin. Er stammt von Franz Gárate. Bruder Franz, Mitglied des Jesuitenordens. Franz lebte von 1857 bis 1929. Nach seinem Ordenseintritt arbeitete er zehn Jahre lang als Krankenpfleger, dann war bis zu seinem Tod 42 Jahre lang Pförtner an der Jesuiten-Universität Bilbao. Ein Leben ganz im Dienst für die Mitmenschen.
An der Pforte der Universität wimmelte es nur so von Menschen, die ein und aus gingen und alles Mögliche von ihm wollten. Die Leute wunderten sich, wie gelassen und geduldig er in diesem Trubel für sie da war. Einmal fragten sie ihn: „Sagen Sie mal, hier geht es drunter und drüber, jeder will was von Ihnen – wieso können Sie da so ruhig und fröhlich bleiben?“ Seine Antwort: „Ich tue, was ich mit meinen Kräften bequem leisten kann; was darüber ist, übergebe ich dem Herrn, der alles vermag: Mit seiner Hilfe wird alles leicht, ja angenehm. Wir dienen ja dem besten aller Herren!“
Das sind keine frommen Sprüche. Bruder Franz lebte diese Grundhaltung über 50 Jahre lang überzeugend vor. Er hat sich in seinem Dienst genau das zugemutet, was ihm gut tat. So kam er nie außer sich. Wie er das machte? In aller Ruhe tat er eines nach dem anderen. Den Weg dazu bahnte ihm sein Glauben: Gott erwartet nur das von mir, was ich „bequem leisten kann“. Und das, was ich nicht schaffe, kann ich loslassen, kann ich in Gottes Hände legen. Gott will ja nicht, dass wir uns kaputt machen. Im Gegenteil: „Mit seiner Hilfe wird alles leicht, ja angenehm.“
Diese Weisheit hilft mir immer wieder. Gerade dann, wenn wieder einmal ein Berg von Arbeit vor mir liegt. Und manchmal erlebe ich dann auch, dass mir alles leichter fällt.


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