Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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17JUN2008
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Ach ja – gleich vorweg eine kurze Frage: Haben Sie heute schon gebetet? Ja? – Nein?
Nein?! Wie – das ist nichts für Sie? Weil Sie keine Zeit haben? Das ist natürlich ein Argument! Klar doch, früh am Morgen, Sie müssen sich richten, pünktlich aus dem Haus, vielleicht vorher noch für andere sorgen – ja klar, da können Sie gar keine Zeit haben…!
„Beten –…? Das ist doch nichts für mich!“
Manchmal werden Menschen belächelt, die regelmäßig beten: „Die verschließen ihre Augen vor dem wirklichen Leben! – die träumen von einer Welt, die es gar nicht gibt…- Mit der harten Realität des Alltags haben die doch nichts zu tun!“ So mag es sich dann anhören, wenn jemand mit Beten „nichts am Hut“ hat.
Wenn ich bete, dann tue ich dies nicht, um bedrängenden Erfahrungen des Lebens zu entfliehen und mir etwas einzubilden oder gar zu träumen – oh nein, ganz und gar nicht!
Für mich ist Beten etwas anderes! Ich versuche, meinen Blick zu schärfen, wach zu werden. Den Augen-Blick möchte ich wahrnehmen. Das, was vor mir liegt, möchte ich er-warten! Ich möchte wach werden für das Leben, so wie es ist und wach werden möchte ich für Gott und sein Dasein mitten im Leben!
Übrigens: Beten heißt für mich nicht, viele Worte zu machen – manchmal sind es nur ganz wenige Worte, in Gedanken, im Herzen oder auch gesprochen. Ein andermal geht beten ganz ohne Worte, im Schweigen, im Fühlen. Wiederum anders ist es, wenn ich ein Gebet zur Hand nehme, das aus anderer Feder stammt, aus der Tradition , aus dem bereits gelebten und erfahrenen Leben. Auch das kann gut tun – ich kann mich einfach hineingeben, mich fallen lassen.
Wenn ich bete, werde ich wach für das, was hinter dem Leben steht. Ich schaue dahinter. Wenn Sie möchten, so beten Sie doch einfach! Vielleicht gelingt es Ihnen, heute einen Moment innezuhalten, um wacher und aufmerksamer zu leben!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3902
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