SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Nimm bloß immer viel Wasser mit!“ Von jedem hört man den Satz, in jedem Reiseführer kann man ihn lesen: „Denk daran, ausreichend zu trinken!“ Das ist wichtig, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Als Pilger auf dem Jakobsweg quer durch Spanien.
Na klar. Wenn man 30 oder mehr Tage lang jeden Tag 20 bis 30 km wandert, dann muss man viel trinken. Zumal die Sonne in Spanien recht warm werden kann.
So ist es mir auf dem Jakobsweg ergangen: Ich dachte, mein Wasser reicht auf jeden Fall noch, aber dann wurde der Weg immer länger, die Sonne brannte ohne Erbarmen vom Himmel und weit und breit kein Baum, kein Schatten, nur dieser elendig lange, staubtro-ckene Weg.
Bald war mein Wasser aufgebraucht, mein Durst wurde immer größer. Vor jeder Kurve dachte ich, jetzt bin ich am Ziel! Weit gefehlt! Der Weg hatte ’ne ganze Menge Kurven... Es dauerte und dauerte, bis ich endlich mein Ziel erreichte.
Jedes Dorf, jede Stadt, durch die man auf dem Weg nach Santiago de Compostela kommt, hat mittlerweile so einen Brunnen. Da muss man drücken oder ziehen und schon kommt das wunderbarste Nass heraus! Man kann sich kaum vorstellen, wie wunderbar einfaches kaltes Wasser an einem heißen Pilgertag ist.
Also trank und trank ich und als ich erschöpft und glücklich neben dem Brunnen saß, fiel mir eine Geschichte aus der Bibel ein. Da kommt Jesus auch nach langer Wanderung an einen Brunnen. Dort schöpft gerade eine Frau Wasser. Jesus setzt sich zu ihr und bittet sie, ihm auch etwas von dem Wasser zu geben.
Sie gibt ihm und er trinkt. Dann sagt er zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wie-der durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben.“ Er meinte damit:
Der Durst nach Wasser ist rasch gelöscht. Aber morgen kommt er wieder. Der Durst nach Sinn im Leben, der ist mit Wasser nicht zu löschen. Der braucht was anderes. Der braucht mehr.
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