SWR3 Gedanken

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Anfang Mai bin ich sie gegangen: Meine ersten Schritte auf dem Jakobsweg! Meine erste Pilgerreise. Noch nenne ich mich nicht so: Pilgerin – das klingt zu fremd, das bin ich noch nicht. Noch komme ich mir eher vor wie eine Frau, die ein bisschen durchgeknallt ist.
Als morgens um 5 Uhr mein Wecker klingelt und ich in meinem wunderbar warmen und weichen Bett liege, denke ich: ‚Du musst durchgeknallt sein, in nur 30 Tagen 800km zu gehen - zu pilgern noch dazu!’ -
An jenem Morgen um 5 Uhr kommen die Zweifel geballt:
WAS willst du tun? 800 Kilometer? Zu Fuß? Und ganz alleine? Aber jetzt ist es zu spät: Der Rucksack – stolze 11 Kilogramm – steht bereit, die Bahnfahrkarte ist gekauft. Es muss losgehen. Also geht es los.
Auf der Bahnfahrt habe ich dann auch das erste Mal Ruhe und Muße, mich mit meinem Reiseführer ausführlich zu beschäftigen; der Weg fängt an machbar, gehbar zu werden.
In Saint-Jean-Pied-de-Port, einem süßen kleinen Städtchen in den französischen Pyrenä-en, gehe ich durch verwinkelte Gassen ins Pilgerbüro.
Dort bekomme ich einen Pilgerpass und meine Pilgermuschel. Beide werden mich nun einen Monat lang begleiten: Den Pilgerpass braucht man, um in den Herbergen über-nachten zu können, die Muschel ist das traditionelle Zeichen dafür, dass man ein Jakobs-pilger ist. Und das bin ich jetzt auch offiziell.
Meine erste Nacht in Saint-Jean-Pied-de-Port verbringe ich in der Herberge, in einem Schlafsaal mit fünf Gleichgesinnten. Alle sind wir aufgeregt, denn am nächsten Morgen soll es nun endlich richtig losgehen: 27 km über die Pyrenäen! 1.400m hoch! Es regnet, der Wind ist kalt. Und die Zweifel? Sie sind wie weggeweht.
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