SWR2 Wort zum Tag

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Sommerzeit, Gartenzeit. Da erschließt sich vielleicht auch das Bild von Gott als Gärtner leichter als sonst im Jahr. Besonders eindrücklich und farbig begegnet dieses Motiv im Jesajabuch im Alten Testament. Der Prophet Jesaja beschreibt in Bildern vom Garten, wie zwischen Gott und seinem Volk etwas wächst. Gott als Gärtner, wir Menschen sein Garten oder sein Weinberg. Liebevoll legt Gott den Weinberg an, aber statt der erhofften süßen Trauben bringt der erstmal nur saure Beeren hervor. (Jes5) Was hätte ich denn noch tun können für meinen Weinberg?! klagt und schimpft der frustrierte Gärtner. Obwohl er so gute Vorarbeit geleistet hat – das Wachstum hat er nicht in der Hand. Der Weinberg verfällt, doch dann ersteht er neu, von Gott bewässert und bewacht. Das Volk „schlägt wieder Wurzel, blüht und gedeiht, und der Erdkreis füllt sich mit Früchten“, so Jesja in Kapitel 27. (27,6). Und auch die große Hoffnung und Verheißung, dass einmal alles gut sein wird, begegnet im Bild eines Gartens, der in der Wüste entsteht: „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie... In der Wüste brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen“ ((35). In diesem Garten wachsen und gedeihen schließlich auch fremde Gewächse, Menschen aus anderen Völkern kommen dazu. „Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennesseln Myrten“ heißt es dann noch, und auch die Freude über diesen Garten wird von der Natur ausgedrückt: „Berge und Hügel brechen bei eurem Anblick in Jubel aus, alle Bäume auf dem Feld klatschen Beifall.“ (55) Wo die Menschen gerecht handeln und Nächstenliebe üben, gleichen sie einem bewässerten Garten (58, 11), und von Gott getröstet werden sie aufblühen wie frisches Gras (66,14). (vgl. Simone Paganini, Der Gartentraum des Jesajabuches. In: Bibel heute 2/2008, S.8f.)
Bilder, die uns gut tun können, an die wir vielleicht wieder denken, wenn wir in einem Garten sind. Mich fühlen als eine Blume oder ein Baum in Gottes Garten, mich fühlen wie ein bewässerter Garten. In Wüstenzeiten auf die Quellen hoffen, die aus mir hervorbrechen können. Beim eigenen Gärtnern eine Ahnung davon bekommen, wie Gott mit uns Menschen verbunden ist.
Das Jesajabuch zeichnet ein etwas anderes Bild von Gott, als wir gewohnt sind: der Gärtner tut alles für seinen Garten, aber ist nicht allmächtig. Manches geht ein, was er gesetzt hat, manches kommt überraschend wie von selbst hervor. Das klingt, wie wenn es auch für Gott Überraschungen geben könnte.
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