SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

03JUN2008
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Bei der Konfirmation freuen sich alle Konfirmanden über ihre Geschenke. Manchmal entdeckt ein junger Mensch, dass es für ihn oder sie auch Geschenke Gottes gibt - und das nicht nur anlässlich der Konfirmation.
Der Heilige Geist selbst betet in uns, erzähle ich den Konfirmandinnen und Konfirmanden. So steht es beim Apostel Paulus in der Bibel. „Das finde ich gut, dass der Heilige Geist in mir betet“, meint ein Konfirmand. „Das ist wie ein Geschenk von Gott“. Ich bin gerührt - wie schön, wenn ein 14jähriger sich so ansprechen lässt. Ich weiß, wenn er den Mut hat, sich mit diesem Gott weiter auf die spannende Entdeckungsreise Leben zu begeben, dann wird er noch viele Geschenke dieses Heiligen Geistes herausfinden. Nicht alles spektakulär, oft genug im Alltag, es kommt darauf an, die Augen zu öffnen.
In der letzten Woche habe ich aus ganz dummen Gründen meinen Zug verpasst, ich war zwar rechtzeitig am Bahnhof, doch das Gleis hatte gewechselt und ich träumte vor mich hin und habe es erst gemerkt, als der Zug schon abgepfiffen wurde und ich ihm tatsächlich hinterher sehen konnte. Ich hätte vor Wut und Zorn fast auf offenem Bahnsteig geheult. Der nächste Zug ging erst eine Stunde später. „Für irgendetwas wird es schon zum Segen gewesen sein“ meinte mein Gesprächspartner, als ich unser Treffen verschieben musste. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Und neugierig. Eine Stunde Bahnhof, ich habe mir die Zeit für einen Kaffee gegönnt, noch einmal sorgfältig nachgedacht, was ich von dem Treffen erwarte und bin letztlich erholter und konzentrierter gewesen. Außerdem habe ich darüber nachgedacht, wann sich in verpassten Gelegenheiten Geschenke Gottes verbergen. Wenn Gott selbst in mir betet, dann bin ich - auch in schwierigen Situationen - nicht das Opfer misslicher Umstände, nicht der Spielball finsterer Mächte, sondern ich bleibe ein geliebtes, geachtetes Menschenkind. Das kann mir die Augen öffnen: Manchmal ist tatsächlich ein Segen selbst im Missgeschick zu entdecken. Ein heilvolles Wissen für meinen Alltag und meinen Sonntag.
Und was die Konfirmandinnen und Konfirmanden betrifft: Ich finde es eine wunderbare Vorstellung, dass der Heilige Geist in diesen Jugendlichen betet, in ihren Herzen wohnt und ihnen Geschenke vorbereitet, auf allen Wegen, die vor ihnen liegen. So wie ich es schön finde, mir das für und für mich vorzustellen: Der Heilige Geist betet in unseren Herzen. Und er hält Geschenke für jeden von uns bereit. Vielleicht nicht spektakulär große, möglicherweise kleine, unscheinbare, doch stets geeignet, unseren Alltag segensreich zu verzaubern.
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