SWR2 Wort zum Tag

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Paulus, der wohl bedeutendste Theologen des Neuen Testaments, hat am eigenen Leib erfahren, was Schwäche bedeutet. Epileptische Anfälle, so vermutet man, peinigen den Apostel. Sonderlich attraktiv und überzeugend wird er da auf Anhieb nicht wirken auf die Menschen, die er bekehren möchte. Ein Mensch, mit Schaum vor dem Mund, der sich in Krämpfen auf dem Boden wälzt, erzählt von einem merkwürdigen Gott, der sich kreuzigen lässt. Eigentlich ein Wunder, dass dieser Mann andere überzeugen kann. Oft genug wird ihm gesagt, dass sein Äußeres kein Empfehlungsschreiben bedeutet. Dass er trotzdem andere Menschen begeistern kann führt Paulus nicht auf seine eigenen Kräfte zurück, sondern auf den Heiligen Geist.
Wenn Menschen nicht mehr wissen, wie sie beten sollen und dürfen, wenn ihnen die Not oder die Angst die Sprache raubt, dann betet Gott selbst in ihren Herzen. Das spürt Paulus. Es ist eine atemberaubende Vorstellung, dass der Heilige Geist in uns betet. Der, zu dessen Ehre Menschen Kathedralen gebaut haben, der, über den die größten Geister nachdachten, ohne ein Ende zu finden, dieser Gott macht sich so klein, dass er Platz in meinem Herzen findet, und das auch und gerade dann, wenn dieses Menschen-Herz verzagt und schwach ist. Keine Heldentaten fordert dieser Heilige Geist, kein strahlendes Äußeres. In kleinen, schwachen Herzen findet er seinen Ort. Wie wohl es tut, wenn sich diese innersten Worte aussprechen dürfen, gerade dann, wenn ich wie stumm geworden bin. Was Paulus erzählt und erlebt, ist die hinreißende Geschichte eines Gottes, der sich ins Innerste seiner Menschen bewegen lässt - aus lauter Liebe. Gott selbst wohnt und betet in ihren Herzen! So lebendig, so mitreißend ist dieser Gott.
Und so entdeckt Paulus, mitten in seiner Schwäche, mitten in seinem Alltag, mitten in Freude und Traurigkeit die erstaunliche Gewissheit: Was kann schon passieren, wenn dieser Heilige Geist in meinem Herzen betet, was kann mir schon geschehen, wenn mich dieser Gott so einhüllt und umhüllt und erfüllt mit seiner Gegenwart?
Gewiss: Es wird noch viel passieren, auch viel Dunkles, vieles, was mein Herz schwer macht, so sehr, dass mir manchmal die Worte des Gebets fehlen. Doch nichts davon wird die Macht haben, mir diesen Gott aus dem Herzen reißen zu können. Und nichts wird mich von ihm trennen können und dürfen - keine Macht der Welt kann das. Deine Schwäche, keine Stärke, keine Freude und keine Trauer, nicht einmal der Tod. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3781
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