SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Fototermin nach der erfolgreichen Miss-Wahl: Augusta Urica steht am Strand und lächelt verführerisch. Sie trägt weißes Kleid und Miss-Krönchen. Hinter ihr geht die Sonne unter. Was nicht so recht ins romantische Bild passt: Augusta hat eine Krücke, weil ihr ein Bein fehlt. Ein Blick auf ihre Schärpe verrät warum: „Miss Landmine“ steht da.
18 Frauen haben an dem Schönheitswettbewerb in Angola teilgenommen. Alle Opfer von Landminen. Die meisten sind irgendwann als Kind auf einen Sprengsatz getreten und haben dabei ein Bein verloren. Glück im Unglück. Denn um die 300 Angolaner sterben jährlich so. Und nach Angaben der UNO liegen noch ca. acht Millionen Minen unter Angolas staubigem Boden versteckt.
Morten Traavik ist der Veranstalter von „Miss Landmine“. Der Norweger bekommt gerade heftigen Gegenwind. Von „Sozialpornographie“ und Ausbeuterei ist da die Rede. Doch er lässt sich nicht beirren. Er sagt: „Ich will mit „Miss Landmine“ einen neuen Blick auf Schönheit wecken.“ Und das scheint tatsächlich zu gelingen. Am Gala-Abend strahlen die Kandidatinnen ein großes Selbstbewusstsein aus. Erst im Abendkleid und dann in Badekleidung. Und das trotz Krücken und fehlender Beine.
Morten Traavik geht es aber noch um etwas anderes: Mit der ungewöhnlichen Aktion will er aufrütteln. Er möchte die Blicke der Öffentlichkeit auf die Opfer lenken, aber auch auf die Skrupellosigkeit der Waffenindustrie. Und so steht im Internet neben Augustas Bild ihr Name und Alter, aber auch das Fabrikat und der Preis der Landmine, die ihr das Bein zerfetzt hat. Ganze zwölf Euro hat sie gekostet.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3769
weiterlesen...