Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vor kurzem habe ich eine sms bekommen. Von einem Bekannten, den ich schon lange, aber nicht wirklich gut kenne. Seine Frau war krank geworden. So sehr, dass man fürchten musste, dass sie nicht mehr lange leben würde. „Beten Sie für meine Frau.“ hieß es in der sms. Was antwortet man darauf? Schickt man eine sms: „Ja, tu ich.“ ? Wie betet man für jemanden, den man gar nicht kennt? Und was sagen in dem Gebet?
Beten heißt nicht: Gott zutexten. Beten ist gar nicht in erster Linie reden, um Worte ringen, Sätze sagen. Beten ist zuerst: Den Mund halten, still sein, zuhören. Zuerst einmal sich selber zuhören. Auf das, was man im Innersten fühlt, denkt, hofft, fürchtet. Das kann eine Weile dauern, bis man das herausbekommen hat. Manchmal hat man Angst, und dann sagt man einfach, laut oder leise, das bleibt sich gleich: „Ich habe Angst. Ich hab das Gefühl: Das Wasser steht mir bis zum Hals.“
Für jemanden beten, den man kaum kennt, ist ein bisschen schwieriger. Aber auch hier würde ich erst einmal in mich hinein horchen. Und Gott fragen: „Gott, warum muss sie sich so quälen? Warum quälst du sie so sehr?“
Das tut gut, Gott erst einmal alles vor die Füße zu werfen. Was man nicht versteht, was einem selber weh tut. Dabei wird der Kopf klarer. Bis man Gott für die Kranken bitten kann. „Bleibe du bei ihr. Ich habe keine Ahnung wie du das machst, ich muss es ja auch nicht wissen. Lass sie spüren, dass sie bei dir geborgen ist. Wie ein Kind, das man in den Arm nimmt . Wie jemand, der friert und eine warme Decke um die Schultern gelegt bekommt. Darum bitte ich dich“ So könnte man beten.
Gott hört auch Gebete, die nicht vollendet formuliert sind. Er versteht Seufzen und Schweigen.
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