Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“, sagt Jesus an einer Stelle der Bibel. Wer in einem Haus mit vielen Wohnungen lebt, der weiß nicht genau, ob er sich über diese Verheißung wirklich freuen soll.
Da gibt es die Nachbarn, die sich ständig darüber aufregen, dass das Blumenwasser auf ihren Balkon tropft. Es gibt die Partei der Mitternachtsbohrer, die aus unerfindlichen Gründen immer kurz vor Mitternacht bohren, hämmern, sägen. Dann gibt es die, die sich hauptsächlich damit beschäftigen, all die Parteien von ihren Gegnern in Kenntnis setzen auf dass jeder weiß, wer hier gegen wen ist.
Kann man in so einem Haus wirklich leben? Aber ja doch! Zum einen: man kann ja die Tür hinter sich zumachen. Zum Anderen: wir haben Gesetze, die bestimmte Regeln für alle verbindlich machen. Keine Rache auf eigene Faust, keine Gewaltsamkeiten. Die anderen durch öffentliche Reden nicht verunglimpfen. Eben genau die Regeln, die wir auch einhalten müssen, damit es unterschiedliche Religionen in unserem Land miteinander aushalten.
Wer das sonntägliche Glockenläuten nicht erträgt, hat in unseren Breiten schlechte Karten. Er muss es dulden, zumindest in bestimmten Maßen. Und auch: dass es Karikaturen gibt über Religionen. Solange wir in dieser Welt zusammenleben besteht die Kunst darin, denselben Raum zu teilen, auch wenn man unterschiedliche religiöse Überzeugungen hat.
Wir aber dürfen nicht vergessen: Es ist nicht unser Haus, diese Welt. Es ist Gottes Haus. Wir sind hier nur Mieter. Und die Mitternachtsbohrer, so nervig sie sind, haben auch ein Wohnrecht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3671
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