SWR3 Gedanken

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Kinder lieben Geschichten. Und nehmen sie mit in ihrem Lebensgepäck. In meinem zum Beispiel sind die von Jim Knopf und Don Blech. Von Urmel aus dem Eis und dem Gespenst mit der roten Nase. Manche hat mir meine Großmutter erzählt, andere hat mir mein Vater vorgelesen. Und selbst, als ich schon längst selber lesen konnte, habe ich darauf großen Wert gelegt. Dass man mir ab und zu eine Geschichte erzählt.
Und wenn ich heute eine dieser Geschichten höre, dann ist das noch immer viel mehr als eine Geschichte. Es ist ein Stück meiner Kindheit. Ein Stück meines Lebens. Und bis heute höre ich nicht nur Wörter. Bis heute habe ich bei diesen Geschichten das Gefühl, alten Freunden zu begegnen. Vertrauten meiner Kindertage. Die bis heute ihren Zauber nie ganz eingebüßt haben. Und noch immer Begleiter meines Lebens sind.
Das liegt allerdings vermutlich daran, dass mir jemand diese Geschichten eben vorgelesen hat. Oder erzählt hat. Und das ist hängen geblieben. Jedenfalls weit mehr als all die Geschichten, die ich im Fernsehen gesehen habe. Schweinchen Dick und die Leute von der Shiloh Ranch waren nett für den Moment. Aber Langzeitwirkung haben die nicht gehabt.
Deswegen heute am Tag vor Heiligabend ein Plädoyer für Geschichten. Denn morgen steht eine ganz bestimmte Geschichte im Mittelpunkt des Tages. Die leider Gottes ganz viele Kinder gar nicht mehr kennen. Die Geschichte von Maria und Joseph, von der Suche nach einer Herberge, von der Geburt eines Kindes, von einem strahlenden Stern, von armen Hirten und jubilierenden Engeln. Eine wunderschöne Geschichte. Wenn man sie denn vorliest oder erzählt.
Für mich ist Weihnachten nicht Weihnachten ohne diese Geschichte. Und wenn meine Tochter alt genug für Geschichten ist, werde ich sie ihr erzählen. Und hoffen, dass sie ihr gefällt. Und dass sie diese Geschichte immer wieder hören will. Vertraut werden will mit ihr. Denn dann wird Weihnachten Fuß fassen in ihrem Herzen. Und wie ich auch wird sie in jedem Jahr den alten Zauber spüren. Wenn es heißt: Es begab sich aber zu der Zeit.

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