SWR3 Gedanken

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Gar nicht so leicht. Einen passenden Namen für ein Kind zu finden. Er soll schön klingen, er soll etwas Gutes bedeuten, er soll zu dem Kind passen. Und nicht jeder hat einen Engel zur Seite, der dieses Problem erledigt. Weil er mit himmlischer Autorität einen Namen festlegt. In Marias Fall war das so. Die hatte nicht mehr die Qual der Wahl. Weil ein Engel ihr die Wahl abgenommen hat. Ihr Kind soll Jesus heißen. Punkt und basta.
Jesus wird das Kind dann auch heißen. Ein guter alter hebräischer Name. Der auf deutsch soviel heißt wie: Gott hilft. Zu seiner Zeit war Jesus ein recht gebräuchlicher Name. Jedenfalls in der hebräischen Form. Und die lautet: Jeschua. Und wenn es jetzt bei Ihnen klingelt, dann tut es das zu Recht. Die Josuas und Joshuas sind allesamt Namensvettern unseres Herrn.
Was ich interessant an dieser Namensgeschichte finde, ist Folgendes: Zu seiner Zeit war der Name Jesus nichts Besonderes. Die göttliche Namensgebung will also dieses Kind nicht herausheben aus allen anderen Kindern. Ganz im Gegenteil. Der kleine Jeschua aus Nazareth ist zunächst einmal ein Mensch unter anderen Menschen. Das ist Gott wichtig. Deshalb ein Alltagsname. Wenigstens damals.
Heutzutage heißt hierzulande niemand Jesus. Vielleicht Josua oder Joshua. Aber nicht Jesus. In meinem „Lexikon der Vornamen“ kommt der Name noch nicht einmal vor. Denn zumindest bei uns ist Jesus eben kein Alltagsname mehr. Sondern ein Exklusivname. Einer, den nur einer hat. Der, den wir den Christus nennen. Der herausgehoben ist unter allen Menschen. Der Jesus eben.
Wenn Jesus heute geboren würde, würde er vielleicht Kevin heißen. Oder Luca. Oder Jonas. Denn darauf scheint Gott ja Wert zu legen. Mit seiner Namenswahl. Dass dieses Kind zwar etwas Besonderes ist. Aber dennoch ein Mensch unter Menschen. Und dann muss man auch heißen wie die Menschen. Deshalb ist es schade, dass heutzutage kein kleiner Jesus mehr das Licht der Welt erblickt. Denn das hätte nichts mit Blasphemie zu tun, sondern mit Glauben. Dass Gott nicht einsam in den Himmeln thronen will, sondern auf seine Weise die Welt seiner Menschen teilen will.
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