SWR2 Wort zum Tag

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Sie waren Jesusjünger der ersten Stunde. Der eine, Philippus, war Fischer am See Genezareth. Der andere, Jakobus, war wohl mit Jesus eng verwandt. Sonst wissen wir fast nichts von ihnen. Nur dies allerdings: Sie gehörten zum engsten Jesuskreis der Zwölf – und sie gaben ihr Leben als Missionare für ihn. Aber reicht das, um heute an sie zu erinnern? Warum an Menschen denken, die im Dunkel der Geschichte verschwunden sind? Erste Antwort: Weil es ohne solche Menschen den christlichen Glauben heute nicht gäbe. Vom missionarischen Einsatz hängt alles ab. Zweite Antwort: Die Kirche hat ein gutes Gedächtnis, sie vergisst ihre Gründergestalten nicht. Gedächtnisschwund ist heutzutage eine große Gefahr, all den gigantischen Speicherkapazitäten zum Trotz. Wo es immer schneller vorangehen soll, rückt das Verfallsdatum immer näher. Aber wer einfach immer nur zur Tagesordnung übergeht, lebt lebensgefährlich. Es braucht die treue Erinnerung an Gründungsdaten unserer Kultur, sonst bauen wir die Zukunft ohne Fundament. Demenz ist nicht nur eine Alterskrankheit, kollektive Vergesslichkeit schadet. Christen wie Juden leben in einer Gedächtnisreligion – nicht rückwärts gewandt oder gar museal, nein: Wer die Vergangenheit nicht kennt, den kann es die Zukunft kosten. Jakobus und Philippus waren als Missionare tätig. Sie trugen den Ehrentitel eines Apostels, von Gott gesandt und inspiriert durch das Evangelium Jesu. Nichts scheint heute wichtiger als solch apostolischer Einsatz. Warum sonst denken wir an Martin Luther King oder Mutter Teresa? „Ich glaube an die eine, heilige, apostolische Kirche“ – so beten alle Christen auch heute. Das Fundament, auf dem wir stehen, sind Menschen wie Jakobus und Philippus. Sie ließen sich von Jesus faszinieren. Deshalb die Erinnerung an sie. Wer die Vergangenheit nicht kennt, den kann es die Zukunft kosten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3609
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