SWR2 Wort zum Tag

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Nassos wird er von seinen Vertrauten genannt, der griechische Freund. Er, der orthodoxe Christ, ist unermüdlich dabei, das Gespräch zwischen Ost- und Westkirchen voran zu bringen. Das hat er von seinem Namenspatron, dem großen Athanasios dem Großen. Heute vor fast siebzehnhundert Jahren ist er gestorben – einer der wichtigen theologischen Brückenbauer der Christenheit. 45 Jahre war der gebürtige Ägypter Bischof in Alexandria, einer der Metropolen der alten Welt, Patriarchensitz bis heute.
Schon sein Leben liest sich wie ein Krimi. 17 Bischofsjahre verbringt er im Exil, zwei Jahre davon in Trier. So mittendrin steht er in den religiösen und politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Noch gab es die Spaltung zwischen Ost- und Westkirchen nicht. An ihrer Überwindung ist heute erst recht zu arbeiten. Kein Weltfriede ohne Frieden der Kirchen und Religionen. Was z.B. fehlt uns im Westen, wenn wir die Ostkirche nicht kennen – die Griechen, die Serben, die Armenier und Georgier? Warum wollen römischer Papst und russischer Patriarch sich treffen? Die entscheidende Frage von damals steht auch heute im Brennpunkt: Wie geht Christ-Sein? Haben wir in Jesus wirklich Gemeinschaft mit Gott selbst oder tappen wir weiter im Spiegelsaal unserer eigenen Fragen herum? Gibt’s wirklich Dialog mit Gott persönlich, weil in Jesus die Gesprächsbarrieren gefallen sind – oder herrscht weiter Funkstille? Viele damals und heute konnten einfach nicht glauben, dass der unfassbare Gott in Jesus uns als Mensch begegnet. Unglaublich erscheint ihnen, dass in diesem Mitmenschen die persönliche Beziehung zu Gott ermöglicht ist. Athanasius kämpfte mit äußerster Leidenschaft genau um diesen Mittelpunkt des Glaubens. Alle, die in Jesus nur einen Mitmenschen wie Sie und mich sehen konnten, kritisierte er, oft auch mit zu harten Bandagen. „Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde“ – das ist der Glaubenssatz, der wahrhaft ökumenisch alle Christen verbindet. 45 harte Bischofsjahre hat Athanasios sich abgerackert für die Wahrheit des Glaubens. Grund genug, sein Erbe nicht zu verraten. Also interessieren wir uns im Westen mehr für den Reichtum der Ostkirchen, vielleicht schon im eigenen Wohnviertel oder der Nachbarstadt, erst recht beim Fernsehen oder im Urlaub. Es ist wichtig für den Frieden in allen Ländern, Frieden und Versöhnung für alle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3608
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