SWR3 Gedanken

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Kann man Jugendlichen vertrauen?
Das hab ich mich auf der letzten Jugendfreizeit gefragt. Wir waren in den Bergen.
Es lief auch alles so, wie es sollte: Wir hatten ziemlich viel Spaß – trotz zahlreicher a-mouröser Verwicklungen zwischen den Jungs und den Mädchen!
Eines schönen Nachmittags jedoch waren drei Jungen verschwunden.
Ich also rauf in ihr Zimmer nachgucken. Und ich dachte, mich trifft der Schlag:
Da liegen die drei in ihren Betten! Total besoffen!
Vor meinem geistigen Auge sah ich schon den Arzt vor mir: Alkoholvergiftung!
Ach was, ich sah bereits den Bestattungsunternehmer, die Alkoholleichen abholen!
Eine Hand riss mich aus meinen Gedanken. Jan tippte mir auf die Schulter:
„Frau Pfarrerin, schicken sie die bitte nicht nach Hause.
Sie wissen doch, meine Eltern haben eine Kneipe, ich kenn mich mit so was aus. Ver-trauen sie mir! Ich mach das schon. Morgen früh sind die drei wieder fit.“
Hinter dem guten Jan sah ich schon die Eltern der drei Jungs, wie sie über mich herfal-len: „Was haben sie bloß mit unseren Jungen gemacht?!“ und die Polizei mit dem Ju-gendschutzgesetz in der Hand und den Richter:
„Was haben sie sich dabei bloß gedacht?“.
Ja, was habe ich mir dabei gedacht?
Ich habe Jan angeguckt, einen vielleicht einfachen, aber wunderbar herzensguten Jun-gen, einen richtigen Kumpel eben und ich dachte, - warum nicht. „Also gut, ich vertraue dir.“
Was soll ich sagen? Es ist alles gut ausgegangen: am nächsten Morgen saßen alle drei Jungs wieder am Frühstückstisch. Ein bisschen müde vielleicht, aber eigentlich ganz fit.
Kann man Jugendlichen vertrauen? Nicht immer, meine ich, aber doch immer öfter.
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