Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die glücklichsten Menschen der Welt leben in Bangladesh! So lautet das erstaunliche Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie. Einer deutschen Journalistin kommt das recht merkwürdig vor. Sie macht sich auf den Weg nach Bangladesh, um sich das vermeintliche Paradies etwas genauer anzuschauen. Was sie sieht und erlebt, will mit dem Ergebnis der Untersuchung überhaupt nicht zusammen passen. Sie sieht Menschen, die unter Plastikplanen in Slums kampieren. Sie nimmt den permanenten Gestank auf den Müllhalden wahr, wo Kinder nach Verwertbarem suchen. Sie entdeckt offene Wunden, die nicht ärztlich versorgt werden. Sie trifft auf Eltern, deren Kinder an Hunger und Krankheit gestorben sind. Die meisten Menschen, die der Journalistin begegnen, sind durch Armut körperlich und seelisch krank. Dass viele sich trotz allem als glücklich bezeichnen, erklärt sie sich damit, dass die Familienstrukturen noch einigermaßen funktionieren. Vielleicht weiß man nach einiger Zeit in Not und Elend aber auch gar nicht mehr, was Glück überhaupt ist. Jedenfalls kann die Journalistin die Behauptung nicht teilen, dass arme Menschen glücklicher sind. Immer wieder kann man hören: Geld allein macht nicht glücklich. Aber deswegen sind Arme noch lange nicht die glücklicheren Menschen. Nicht nur das Beispiel Bangladesh zeigt, wie Armut die Würde von Menschen buchstäblich in den Dreck ziehen kann. Auch Jesus von Nazareth preist die Armen nicht wegen ihrer Armut selig. Wenn er vom Glück der Armen spricht, dann deshalb, weil ihre Armut überwunden wird und sich dafür Menschen engagieren. Es ist diese Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die sich gerade die Armen trotz ihres Elends nicht nehmen lassen. Zum Glück!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3543
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