Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Einen Engel, einen Engel, Gott, den brauch ich jetzt, einen Engel, einen Engel, der so richtig fetzt.“
So haben die Kinder gesungen.
Beim Engelsrap bei uns im Weihnachtskonzert.
Und dabei stampften sie mit den Füßen, wie man das halt so macht bei dieser Art von Musik.
Fetzig und Frech.
Es war nicht nur die Musik, die die Kinder so begeisterte.
Auch der Text.
Der war eigentlich ein Gebet.
Und was für eins!
„Lieber Gott, ich muss schon sagen, deine Welt hat viele Mängel,
darum gib dir einen Ruck, schick ihn runter deinen Engel.“
Selten hat jemand bei uns so in der Kirche gesungen.
Das war keiner von den zuckersüßen und blondgelockten Weihnachtsengeln,
den die Kinder sich von Gott wünschten.
Sie wollten einen handfesten Engel.
Einer der zupacken kann.
Und einer, der nicht lange fackelt:
„Vom Himmel hoch, da komm doch her.
Ach lieber Gott, ich kann nicht mehr“, sangen die Kinder nach jeder Strophe.
Die trauen sich was, die Kinder. Wie gut!
So mit Gott zu reden, so ungeniert.
Und das an Weihnachten.
Gerade dann, wenn aus allen Lautsprechern zuckersüße Musik tropft und alles nur nett und beschaulich sein soll.
Grade dann.
Was soll ich sagen?
Das Publikum war begeistert.
Die Leute schnippten mit den Fingern und gingen richtig mit.
Das war nicht die Art von Musik, die sie sonst hörten.
Und auch die Ausdrucksweise war nicht so, wie sie sonst sprachen.
Aber der Engelsrap traf trotzdem den richtigen Ton.
Und seine Botschaft:
Ja! Wir dürfen was von Gott erwarten.
Hilfe, wenn die Not groß ist.
Und ja! Wir dürfen diese Hilfe einklagen und fordern.
„Sei nicht sauer, wenn ich power, wenn drängel, wenn ich quengel.
Alles geht mir auf den Keks, ist er noch nicht unterwegs?“
Die Kinder lassen Dampf ab.
Und die Erwachsenen haben sich anstecken lassen.
Denn das brauchen wir doch auch. Dampf ablassen.
Aber in die richtige Richtung.
Gott sagen, was wir brauchen.
Manchmal auch quengeln und drängeln.
Mit Leidenschaft und Energie von Gott Hilfe fordern.
Das haben wir ja schon fast verlernt, vor allem in der Weihnachtszeit.
Eben nicht leise treten, sondern mit den Füßen stampfen und auch mit den Fingern schnippen.
Er wird’s hören.
Und: Er wird einen Engel schicken. Daran glaube ich.

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