Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die junge Mutter hat ihr Baby im Arm und will gerade etwas aus dem Keller holen.
„Da, halt mal so lange.“
Sie legt ihrem verdutzten Nachbarn das Kind in den Arm.
Der hatte noch nie ein Baby gehalten.
Und überhaupt ist der verschlossene Mann nicht gerade ein Kindernarr.
Und jetzt liegt da ein Bündel Mensch in seinem Arm.
52 cm lang.
Was für eine Verantwortung!
Dass es nicht runterfällt, dass er es nicht kaputt macht, dass es sich wohlfühlt.
An Weihnachten haben wir gefeiert, dass Gott sich uns in die Arme legt.
Als kleines, hilfloses Kind.
Was für eine Verantwortung!
Ob Gott sich wohl fühlt?
Wie hält man ein Kind am besten?
Bloß aufpassen, dass der Kopf gestützt wird.
Dem Nachbarn werden die Arme schwer,
das Gewicht des Kindes - als trüge er die ganze Welt.
Dann sieht er dem schlafenden Kind ins Gesicht und ist gerührt.
Auf eine Art, die er sich sonst selten erlaubt.
Er fühlt sich, als trüge er den Frieden der ganzen Welt.
Ein Kind öffnet das Herz eines Menschen einfach nur dadurch, dass es da ist.
Christus öffnet die Herzen der Menschen, einfach dadurch, dass er da ist.
In seiner Hilflosigkeit steckt eine Macht, der wir uns kaum entziehen können.
So wie die Soldaten im 1. Weltkrieg, Weihnachten 1914.
Die Engländer hatten den Plan, mit Gesang die Deutschen einzuschläfern und dann zuzuschlagen.
Nach dem ersten Weihnachtslied machten sie eine Pause.
Aber plötzlich hörten sie ein Weihnachtslied aus den deutschen Gräben aufsteigen.
Und die Deutschen begannen herüber zu rufen.
‚Frohe Weihnachten, Engländer, wir schießen heute nicht.’
Die Engländer stoppten die Vorbereitungen für den Angriff.
Stattdessen riefen sie ähnliche Botschaften zurück.
Auf solche freundlichen Feinde mochten sie nicht mehr schießen.
Und sie wagten sich heraus aus ihren Gräben,
brachten ihre Weihnachtsbäume mit und zündeten gemeinsam mit dem Feind Kerzen an.
Ähnliches ereignete sich über mehre Tage an vielen Abschnitten der Westfront.
Der Krieg ging trotzdem weiter.
Aber das gab es eben auch:
Menschen ließen sich anrühren von dem Kind in der Krippe.
Denn wenn sich Gott in die Arme von uns Menschen legt,
dann tragen wir den Frieden der Welt.
Wie soll man da ein Gewehr halten
https://www.kirche-im-swr.de/?m=349
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