SWR3 Gedanken

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24JAN2022
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Raus mit euch! Am letzten Kindergartentag meiner Tochter wurden alle zukünftigen Schulkinder mit einem großen Tuch vom Rest der Kinder und Erzieher auf eine große Matte geworfen. Ein symbolischer Rausschmiss: Für euch ist jetzt das Ende der Kindergartenzeit gekommen. Etwas Neues beginnt.

Wir Eltern standen drum herum, und während die Kinder lachten und großen Spaß an der Aktion hatten, haben wir Eltern die eine oder andere Träne verdrückt. War es doch ein Abschied - nicht nur vom Kindergarten, den Freunden und Erziehern, auch von einem Alter, einer Phase der Sorglosigkeit, von Lieblingsdingen und Vorlieben, die sich zumindest zum Teil schnell ändern sollten. Und eigentlich ist ja das ganze Leben ein Abschiednehmen – von Situationen, von Freundschaften, denen man entwächst, von Menschen, die einem wichtig waren. Ein Abschiednehmen von Orten und Lieblingsplätzen, oder auch von Fähigkeiten, die einem durch Krankheit oder Alter verloren gehen….

Das ganze Leben ist ein Abschiednehmen. - Und Abschiednehmen will gelernt sein. Denn nicht jeder Abschied fällt leicht. Ganz und gar nicht. Und manchmal sind es auch die vermeintlich kleinen Abschiede, die besonders schmerzen – der von einer Lehrerin, oder von einem Lieblingsort vielleicht – machen sie einem doch schon mitten im Leben bewusst, das alles irgendwann ein Ende hat. Wie kann ich das Abschiednehmen lernen? Ich versuche, Abschiede ganz bewusst zu begehen. Mir bewusst zu machen, was war, was gerade ist, und was sein könnte – danach. Und dann fällt mir wieder der Rauswurf ein: Meiner Tochter hat er letztlich ganz schön viel Schwung gegeben. Für das, was kommt.  

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