SWR3 Gedanken

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07DEZ2021
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Als ich meinen Führerschein gemacht habe, hat mir mein Vater eine Christophorus-Plakette geschenkt. Christophorus, das ist in der katholischen Kirche der Patron der Reisenden, der Seeleute und heutzutage eben auch der Autofahrer. Seitdem ich meinen Führerschein habe, ist dieser Christophorus immer mit dabei. Er liegt in der Ablage unter der Mittelkonsole. Meistens denke ich gar nicht an ihn, wenn ich ins Auto springe, um schnell irgendwohin zu kommen. In diesem Jahr hat er aber eine neue Bedeutung für mich bekommen. Ein Mensch, der mir wichtig war, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dadurch ist mir wieder bewusst geworden, welches Risiko ich eingehe, wenn ich ins Auto steige. Und vor allem: wenn ich unkonzentriert ins Auto steige. Wie oft denke ich gar nicht darüber nach, was ich da tue, weil es mal wieder schnell gehen muss. Und ich erinnere mich an einige Situationen, in denen es ganz schön knapp war, weil ich nicht aufmerksam gewesen bin. Glück gehabt! Aber auf mein Glück will ich mich nicht verlassen, wenn es um Menschenleben geht. Die Christophorus-Plakette ist für mich zu einer Art Ankerpunkt vor jeder Fahrt geworden. Ich sehe sie und halte kurz inne. Meine Gedanken, mit denen ich oft schon an meinem Zielort bin, verankert sie im Hier und Jetzt. Das ist wie ein kleines Stoßgebet, ein kurzer Austausch mit Gott, der mich fragt, ob ich bereit bin. Erst wenn ich sagen kann: Ja, ich bin konzentriert und mit meinen Gedanken ganz da. Erst dann fahre ich los. Egal, wie eilig ich es habe: Diesen kurzen Moment schulde ich allen, mit denen ich auf den Straßen unterwegs bin. Damit wir sicher ans Ziel kommen.

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