SWR3 Gedanken

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06DEZ2021
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Auch in Deutschland gibt es sehr vermögende Menschen. Einige von ihnen haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen. Sie läuft unter dem Hashtag #taxmenow, also: besteuere mich jetzt, und wurde von Millionären in Deutschland gegründet. Sie finden: Der Staat sollte mehr Steuern von ihnen verlangen. Klingt erstmal ungewöhnlich, die meisten Menschen würden wohl eher weniger Abgaben zahlen wollen. Ihre Argumentation läuft so: Wenn der Staat sie nicht höher besteuert, sie aber trotzdem wollen, dass ihr Geld der Allgemeinheit zugutekommt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als es zu spenden. Das Problem: Sie entscheiden dann selbst, welche Projekte sie unterstützen wollen und welche eben auch nicht. Die Menschen und Institutionen, die sie fördern, sind abhängig von ihrer Wohltätigkeit. Und wer nicht gefördert wird, hat Pech gehabt. Stattdessen wollen sie, dass in demokratischen Prozessen entschieden wird, wie das Geld sinnvoll und vor allem gerecht verteilt werden kann. Für mich steckt da ein ganz wichtiger Gedanke drin: Spenden können helfen – in akuten Notsituationen sind sie vielleicht sogar lebenswichtig. Aber sie können niemals ersetzen, dass allen Menschen die gleichen grundlegenden Rechte zukommen. Und die kann eben nur der Staat garantieren. Ich glaube, dass das gerade jetzt besonders wichtig ist. In einer Zeit, in der die sozialen Unterschiede durch die Pandemie sogar noch verschärft werden und unser gesellschaftliches Miteinander auf der Kippe steht. Da gilt es, sich besonders für Chancengleichheit einzusetzen. Ich finde, die Idee von #taxmenow ist dafür ein gutes Beispiel. Damit das Recht auf ein gutes Leben in Deutschland gestärkt wird – für alle Menschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34392
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