SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

05DEZ2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Es dauert noch ein bisschen, bis Weihnachten ist. Aber ich mag es, mich schon im Advent darauf einzustimmen und die Kisten mit Weihnachtsdekoration aus dem Keller zu holen. Darin ist auch eine Krippe. Die gehört bei uns zum festlich geschmückten Haus dazu und steht jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum. Ochs und Esel und natürlich das kleine Jesuskind mit Maria und Josef. Ich lese auch jedes Jahr wieder die biblische Geschichte dazu. Einer kommt mir darin immer zu kurz: Josef. Auch wenn er eher unscheinbar daherkommt; seine Figur hat es in sich. Die Geschichte ist ziemlich dramatisch: Maria, eine junge Frau, wird schwanger; aber nicht von Josef, ihrem Verlobten. Zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, ist das ein Skandal. Ein uneheliches Kind darf es nicht geben. Gerade erst angefangen, könnte die Erzählung hier also schon wieder vorbei sein. Aber dann kommt Josef ins Spiel. Er könnte es sich leicht machen: Maria und das Kind, das nicht sein eigenes ist, ihrem Schicksal überlassen. Darüber denkt er auch nach, aber entscheidet sich schließlich anders. Er bleibt bei Maria und erklärt ihr Kind zu seinem Sohn. Dann wird nicht mehr viel von ihm erzählt, er bleibt im Hintergrund. Und doch ist alles weitere ohne seine Entscheidung für das Kind nicht denkbar. Für mich ist das die Geschichte eines großartigen und selbstlosen Menschen. In einer Situation, in der alles ins Wanken gerät, läuft er nicht weg. Obwohl er es nicht müsste, übernimmt Josef Verantwortung. Nicht indem er sich zum großen Helden aufspielt, sondern ohne viel Aufhebens. Überlegt und mutig. Und er macht damit einen wirklichen Unterschied. Für Maria und für Jesus. Menschen wie Josef gibt es auch heute. Sie stehen oft im Hintergrund und reden nicht viel über das, was sie tun. Auch wenn sie nicht auffallen: Ohne sie geht es nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34391
weiterlesen...