SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

30NOV2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wandern im Wald. Feine Sache. Auch im Winter. Wenn da nur nicht die vielen Bäume wären. Sobald sich Wege gabeln oder kreuzen, bin ich verloren. Mit meinem unterirdischen Orientierungssinn würde ich tagelang durch den Wald irren. Zum Glück gibt es an markanten Stellen Baummarkierungen. Mit ihren Symbolen zeigen sie mir den richtigen Weg und helfen mir, wieder nach Hause zu finden.

So stehe ich also einmal wieder an einer Gabelung und suche auf einem Baum nach dem entscheidenden Symbol. Aber zunächst sehe ich etwas anderes. Irgendjemand hat mit roter Farbe ein großes Herz auf den Stamm gesprüht. Sieht schön aus. Hilft mir aber im Moment nicht weiter. Erst als ich das vertraute Wanderweg-Symbol sehe, atme ich erleichtert durch. Jetzt weiß ich wieder, wo’s langgeht.

Während ich weiterwandere, geht mir das Herz nicht mehr aus dem Kopf. Das mir bei der Orientierung zwischen den Bäumen so gar nicht hilft. Aber ich wandere ja nicht nur im Wald, sondern auch durchs Leben. Und auch dort sehe ich manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Suche nach dem richtigen Weg, brauche Orientierung, finde jede Menge Hinweise. Aber welche führen in die Irre und welche helfen weiter?

Mein Herz weist mir oft den Weg. Weil mein Herz lieben kann. Und Liebe ist eine ziemlich gute Orientierung im Leben. Wer liebt, achtet auf andere. Wer liebt, will, dass es anderen gut geht. Und handelt auch danach. In all den Entscheidungen meines Lebens war mir die Liebe immer ein gutes Navi, ein funktionierender Kompass, eine zuverlässige Orientierungshilfe. Ein Hoch auf das Herz.

Zufrieden wandere ich weiter. In jeder Hinsicht gut orientiert. Im Wald. Und auch fürs Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34361
weiterlesen...