SWR3 Gedanken

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28NOV2021
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Der Advent ist da. Und wir singen die alten Lieder. Wie zum Beispiel dieses:

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Also, ich mache meine Tür nicht auf. Wie es bei mir aussieht. Nicht aufgeräumt, nicht geputzt. Bei mir kommt keiner rein, bevor es nicht picobello ist. Auch nicht der Herr der Herrlichkeit. Soll er warten. Bis nächste Woche vielleicht. Oder nächstes Jahr.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Ich mache meine Tür nicht auf. Wie ich aussehe. Nicht gewaschen, nicht gekämmt, nicht gebügelt. Für den Herrn der Herrlichkeit will ich herrlich aussehen. Also: Bevor ich mich nicht hergerichtet habe, bleibt meine Tür zu.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Ich mache meine Tür nicht auf. Dafür fühle ich mich viel zu mies. Und das soll keiner sehen. Meine verweinten Augen, die gehen keinen etwas an. Auch nicht den Herrn der Herrlichkeit.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Viel zu viele Menschen lassen die Türen zu, ziehen die Zugbrücke hoch. Zu ihren Herzen, zu ihren Seelen. Zeigen sich nur, wenn sie vorzeigbar sind, aufgeräumt und vorbereitet. Schade.

Denn ausgerechnet zu denen will er kommen. Der Herr der Herrlichkeit. Gerade im Chaos und den Tränen will er da sein, nah sein, bei mir sein. Holla, klopft es da nicht?

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