SWR2 Wort zum Tag

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27NOV2021
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Morgen fängt der zweitlängste Advent an, den es überhaupt geben kann. All die kommerziellen Adventskalender, mit Schokolade oder ohne, mit je einem Marmeladen-Töpfchen oder einem Hundefutter pro Tag: haben nur 24 Türchen, müssten also eigentlich noch warten bis zum Mittwoch. Siebenundzwanzig Tage hat der Advent 2021,  fast volle vier Wochen bis Weihnachten. Als hätten geschäftstüchtige Händlerinnen  und Weihnachtsmarktbudenbetreiber sich das ausgedacht. Aber die haben ja dieses Jahr pandemische Lieferengpässe,  wenn sie überhaupt noch stattfinden sollten –  helfen da ein paar Tage länger?

Schon gut, schon gut – es ist einfach der Kalender. Der macht die Advente mal kurz und mal lang. Manchmal eben ein wenig bis in den November hinein. Dieses Jahr also: fünf Tage länger warten.

Wobei: Advent ist natürlich eigentlich mehr als Warten; Und Warten kann ja durchaus auch sehr aktiv sein – ganz das Gegenteil von Hände in den Schoß legen und Zeit vertun, womöglich mit Langeweile oder Ungeduld. Es ist nämlich möglich, das Warten ein bisschen zu gestalten;  etwa so, wie mir eine Kollegin erzählt hat: Bei ihr sind die heiligen DreiKönige aus ihrer Weihnachtskrippe schon ab dem ersten Advent unterwegs;  sie rückt die holzgeschnitzten Figuren alle paar Tage ein Stück weiter – durchs Arbeitszimmer, durch die Küche… – und erst nach Weihnachten werden sie ankommen bei Jesus Maria Josef am Stall. Warten heißt da: Unterwegssein zu einem Ziel

Warten darauf, dass der Messias kommt, dass Gott die Herrschaft übernimmt, das heißt für Christenmenschen im Advent aber auch: wissen und glauben, dass er schon da ist; mit ihm unterwegs sein und daran mitarbeiten,  dass Gottes Reich von Frieden und Gerechtigkeit weiter wächst.

Die Bibel schweigt über den langen Weg der drei Weisen aus dem Osten  bis zum Stall und zum Kind in Betlehem. Um so leichter ist es, den eigenen Warte-Weg in ihnen wiederzufinden. Sich aufmachen, statt in Seelenruhe zu warten, was da auf uns zukommt; losgehen zu anderen Menschen hin und mit ihnen zusammen;  in der Familie, mit Kolleginnen oder Freunden oder Fremden.

Ein Stern hat den Weisen aus dem Morgenland damals den Weg gezeigt. Gut, so einen Stern zu haben, der lockt und führt. Eine Idee, einen Wunsch, eine Sehnsucht.  Unterwegs sein, dem eigenen Stern folgen: Zukunft, wir kommen auf dich zu! … auch im langen Advent 2021!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34324
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