SWR3 Gedanken

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20NOV2021
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Morgen ist Ewigkeitssonntag. Das ist der Tag, an dem in evangelischen Kirchen an die Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht wird. Ihre Namen werden im Gottesdienst laut vorgelesen und eine Kerze für sie angezündet. Die können die Hinterbliebenen nach dem Gottesdienst mitnehmen und auf die Gräber stellen.

Ich finde dieses Gedenken wichtig. Es tut mir gut, selbst, wenn ich im vergangenen Jahr niemanden aus meinem engeren Umfeld verlorenen habe. Aber dieser Tag holt den Tod ein Stück weit ins Leben. Und ich finde, da gehört er hin. Nichts verbindet uns Menschen so sehr miteinander wie die Tatsache, dass wir alle sterben müssen. Und zwar ganz unabhängig davon, wie wir unser Leben gelebt haben.

Der reichste Mensch der Welt wird eines Tages genauso sterben, wie die Frau, die für einen Niedriglohn in einer Zweigstelle seines Imperiums geputzt hat. Der berühmteste Popstar wird eines Tages sterben, genauso wie die unbekannte Musiklehrerin in der deutschen Kleinstadt. Die Richterin wird genauso sterben wie der Verurteilte. Es ist gut, dass der Ewigkeitssonntag das so sichtbar macht. Denn es zeigt: im Kern sind wir Menschen alle gleich: sterblich und verletzlich. Und deshalb sollten wir behutsam und zärtlich miteinander umgehen. Das Leben schützen, wo wir es schützen können. Aber auch den Tod als unabänderlich annehmen. Und gerade deshalb das Leben genießen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34286
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