SWR3 Gedanken

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18NOV2021
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Things take time. Take time! Dinge brauchen Zeit – nimm Dir Zeit. Den Satz habe ich in einem Magazin gelesen. Er stammt von der Australischen Sängerin Courtney Barnett. Eine Binsenweisheit? Es gibt auch eine biblische Variante dieses Satzes, die ist 3000 Jahre alt. „Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ heißt es dort. Auch schon 1000mal gehört. Und trotzdem, als ich diesen Satz jetzt wieder gelesen habe, habe ich mich getröstet gefühlt. Denn oft hetze ich durch den Alltag. Und ich glaube, das geht nicht nur mir so. Viele sprechen von der Rushhour des Lebens und meinen damit die Zeit zwischen 30 und 50. 20 Jahre Hetze.

Im Ernst? Wie wohltuend ist da die einfache Feststellung: Dinge brauchen ihre Zeit. Nimm sie Dir! Ich glaube, man kann das üben, so durch das Leben zu gehen. Und der Herbst ist gar keine schlechte Zeit dafür. Da ist die Welt sowieso irgendwie entschleunigt. Wenn es draußen kalt ist und regnerisch. Und es so früh dunkel wird. Den Dingen die Zeit geben, die sie brauchen. Zum Beispiel einen Hefekuchen backen. Oder in Ruhe die neue Serie schauen. Ganz ohne Vorspulen, um schneller fertig zu werden. Einen Text schreiben, der Hand und Fuß hat. Einen Auftrag erfüllen und auf die zündende Idee warten können. Wenn ich den Dingen die Zeit einräume, die sie brauchen, dann spüre ich schnell: ich bekomme etwas zurück. Ich bin ruhiger und kann mehr bei der Sache sein. Und am Ende bin ich meistens zufriedener mit dem Ergebnis. Dinge brauchen ihre Zeit – vielleicht ist es an der Zeit, sie ihnen einzuräumen.

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