SWR3 Gedanken

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15NOV2021
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Bei uns im Garten leben viele Elstern. Jetzt im November  fallen sie in den kahlen Bäumen besonders auf. Und ihr lautes Gemecker ist weithin zu hören. Sie sind nicht besonders beliebt, diese schwarz-weißen Rabenvögel. Hier bei uns galten sie lange als Unheilboten und Hexentiere. Und die diebische Elster ist immer noch sprichwörtlich. Ich kann mich erinnern: in meiner Kindheit hat der Nachbar sogar versucht, sie mit einem Luftgewehr aus seinem Garten fern zu halten.

 Und weil ich es ganz gut finde zu wissen, mit wem ich den Garten teile, habe ich mal ein bisschen nachgelesen. Und dabei gemerkt: Die Elster ist viel besser als ihr Ruf. Die Tiere binden sich zum Beispiel ein Leben lang an einen Partner. Erst wenn ein Tier stirbt, endet diese Verbindung. Und nachts, vor allem im Winter, gründen sie Schlafgemeinschaften. Da treffen sich bis zu 100 Elstern, Singles und Paare.  Sie suchen sich abgelegene, sichere Orte und kuscheln sich aneinander, um die kalten Winternächte zu überstehen. Das finde ich sehr anrührend. Und irgendwie auch vorbildhaft. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen in Deutschland auf der Straße leben. Jetzt, wo es bald Winter wird. Frieren und sich alleine durchschlagen müssen. Ich bin froh, dass es Initiativen gibt, die sich um die kümmern, die nachts vom Erfrieren bedroht sind. Es ist gut, dass es Nachtasyle und sichere Schlafplätze gibt. Aber es bleibt ein Unding, dass es das in unserem reichen Land überhaupt geben muss. Sogar die Elstern bekommen das besser hin als wir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34281
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