SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

19NOV2021
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Sie ist jetzt umgezogen – in den Himmel. Mit diesen Worten hat mich neulich eine Frau empfangen. Ihre Mutter war gestorben. Deshalb ist sie umgezogen in den Himmel. Das war ihr fester Glaube, dass wir hier auf der Erde unser Leben leben und gestalten können. Dass aber auch das Leben hier nur eine Station ist. Danach geht es weiter. Bei Gott.

Das hat mich beeindruckt, weil es dem Tod ein bisschen was von seinem Schrecken nimmt. Sicher, einen lieben Menschen zu verlieren, ist nie leicht. Das kenne ich auch. Und das haben auch in diesem Jahr schon viele Menschen erleben müssen. Deshalb feiern wir am Sonntag den Ewigkeitssonntag.

Viele Kirchengemeinden laden Menschen in den Gottesdienst ein, die im vergangenen Jahr jemanden verloren haben. Es kann gut tun, gemeinsam an die Verstorbenen zu denken, ein Gebet zu sprechen, ihre Namen noch einmal zu hören und vielleicht auch eine Kerze anzuzünden.

„[…] und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein […].“  Das ist ein Vers aus der Bibel, der in diesem Gottesdienst oft gelesen wird. Denn er bringt auf den Punkt, was ich als Christ glaube. Und das gleich doppelt:

Ich glaube und ich hoffe, dass wenn ein Mensch stirbt, er oder sie dann ganz bei Gott ist. Alles, was ihn oder sie belastet hat, spielt dann keine Rolle mehr. Krankheiten, Alter, Schmerzen – das alles ist dann vorbei. Keine Tränen mehr. Kein Schmerz mehr.

Und ich vertraue Gott, dass dieser Vers auch denen gilt, die weiterleben, die traurig sind und ihre Verstorbenen schmerzlich vermissen. Gott wird auch ihre Tränen abwischen. Nicht gleich und sofort. Aber nach und nach. Nicht von heute auf morgen. Auch nicht immer. Aber Gott begleitet Menschen, wenn sie traurig sind. Wenn sie fröhlich sind und, wenn sie sterben.

Gott lässt uns nicht allein und wir merken: das Leben geht weiter. Für diejenigen, die zurückbleiben und für diejenigen, die zu Gott „umgezogen“ sind. Deshalb finde ich den Namen des kommenden Sonntags auch so passend: Ewigkeitssonntag. Weil es weitergeht. Wie der Sonnenaufgang nach einer dunklen Nacht ganz sicher kommt. Und wie es auch nach dem dunklen Herbst und dem kalten Winter ganz sicher wieder Frühling wird.

[…] und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein […]. Und das nicht nur, wenn jemand umgezogen ist – in den Himmel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34276
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