Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

07NOV2021
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Da muss Captain Kirk neunzig Jahre alt werden, bis er zum ersten Mal ins Weltall fliegt. Genau genommen geht es um den Schauspieler William Shatner, der im Fernsehen seit den 1960er Jahren als Captain Kirk mit dem Raumschiff Enterprise in den unendlichen Weiten des Weltraums unterwegs war. Selbstverständlich mit Lichtgeschwindigkeit und künstlicher Schwerkraft.

Jetzt hat ihn der Multimilliardär Jeff Bezos mit seiner Rakete für zehn Minuten einhundert Kilometer in die Höhe geschossen. Die anderen Mitreisenden in der Raumkapsel mussten kräftig zahlen und tief in die Tasche greifen, Shatner bekam den Flug spendiert, wohl als Werbung für den Kurztrip ins All. Von der CO2-Bilanz des Unternehmens spricht man wohl besser nicht.

Nachdem die Raumkapsel an Fallschirmen wieder zur Erde geschwebt war und sicher gelandet, wankte William Shatner heraus. Der neuzigjährige Schauspieler war sichtlich ergriffen. Fast könnte man, wie man es hier tut, sagen, er war newer de Kapp. Seine Gedanken kamen noch ganz unsortiert aus ihm heraus:

„Du schaust nach unten, da ist das Blau da unten und das Schwarz dort oben. Es gibt Mutter Erde und Trost, und gibt es den Tod? Ich weiß nicht, aber ist das der Tod?“ – Das glaube ich gerne, dass ihn das mitgenommen hat. Das hat mich angerührt: Eine echte Grenzerfahrung hat er da gemacht. So etwas hat er noch nie erlebt. Herausgerissen aus den Routinen, in denen wir tagtäglich leben, hat er verstanden, wie wenig selbstverständlich unser Leben ist. Wir atmen ein und aus, essen und trinken, wir wachen und schlafen, unser Herz schlägt, doch oberhalb unser Erdoberfläche ist es schwarz und tödlich für uns. Es ist ein kleiner, kostbarer und bedrohter Raum, in dem wir leben. Deshalb fasst Shatner danach, etwas besser sortiert, seine Gedanken so zusammen:

„Was ich wirklich jedem sagen will, ist, wie gefährdet und zerbrechlich alles ist - es gibt nur diese dünne Schicht von Atmosphäre, die uns am Leben hält.“

Die Atmosphäre, in der wir leben, ist dünn, aber es gibt sie – jetzt müssen wir unser Staunen und unsere Dankbarkeit nur noch in Taten umwandeln. Denn ein Raumschiff, mit dem wir einfach davonfliegen können, gibt es nur im Film.

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