SWR3 Gedanken

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09NOV2021
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An manchen Tagen, da leide ich an digitaler Völlerei. Wenn ich schon frühmorgens beim Kaffee das Handy auf dem Tisch liegen habe. Mich schon am Morgen durch diverse Onlinezeitungen klicke. Schaue, was in der Welt so alles passiert ist. Meine Mailordner abrufe. Vielleicht noch ein Video anschaue, dass mir jemand per Messenger am Abend geschickt hat. Ich mache also das, was ganz Viele, die ich kenne, morgens auch tun. Ein ganz normaler Tag.

Woran ich dabei aber nie denke: Dass jeder Klick und jeder Wisch Energie verschlingen. Nicht nur auf meinem Handy. Denn mit jeder Aktion bewege ich ja Datenmengen. Daten, die immer und überall verfügbar sein müssen. Bei Tag und Nacht. In der Bahn ebenso wie auf der anderen Seite der Erde. Sie liegen irgendwo in gigantischen Serverfarmen, wo sie zur Sicherheit permanent kopiert werden müssen. Damit wir auch stets und überall die neuesten Tik-Tok-Videos schauen können oder das Tinder-Date nicht verpassen. Und jeden Tag, sagen Wissenschaftler, packen wir weitere Datenberge oben drauf. Mit jedem Bild, jedem Post, jeder Mail. Tag für Tag. Und verpulvern damit immer mehr Energie. Obwohl wir eigentlich wissen, dass die nicht endlos verfügbar ist.

Ein Zurück, das ist mir klar, gibt es nicht. Aber ein bewusstes Fasten beim Digitalen, zumindest hin und wieder, das täte vielleicht ganz gut? Nicht nur dem Klima. Auch mir und meiner Seele.

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