SWR3 Gedanken

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07NOV2021
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Haben sie mitgefiebert am Wahlabend vor ein paar Wochen? Was ich an solchen Abenden und den Tagen danach besonders interessant finde ist, wie sich die Wahlkämpfer nun präsentieren. Weniger die strahlenden Sieger, sondern vielmehr die anderen. Die, die verloren haben. Da gibt’s dann die, die frustriert rummaulen und anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Oder die, die zwar den Wählern artig danken, dann aber mit vielen Worten lieber gar nichts sagen. Und es gibt die, die würdig und erhobenen Hauptes ihre Niederlage eingestehen. Sie sind für mich die wahren Stars des Abends. Denn einen Triumph genüsslich auszukosten, das ist simpel. Würdevoll verlieren aber, das ist die Kunst.

Dabei ist verlieren immer bitter. Nicht nur in der Politik. Verlieren beendet mit einem Schlag Träume, stellt mich in Frage. Vielleicht war da die Traumwohnung, die aber dann doch ein anderer bekommt. Der Job, den ich so gerne gehabt hätte und dann gehe ich am Ende leer aus. Und immer wieder die Frage: Warum? Ehrliche Antworten darauf können erstmal ganz schön weh tun. Aber wenn ich sie zulasse machen sie mich meistens sogar stärker. Ich selbst jedenfalls habe das meiste und wichtigste aus meinen Niederlagen gelernt, nicht aus den Erfolgen. Und vielleicht sind die Verlierer, die würdig und erhobenen Hauptes aus der Arena gehen, ja genau die, die das für sich auch so sehen.

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