Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06NOV2021
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Es ist bereits einige Jahre her. Ich erinnere mich noch gut. Es war am Sterbebett einer Person, die wusste, wie es um sie steht. Sie sagte zu mir: „Danke für alles. Und dann noch was, eine Frage. Die stelle ich Ihnen, nicht einfach Ihnen als Pfarrer, sondern Ihnen als Mensch: Glauben Sie wirklich, dass mit dem Tod nicht alles aus ist?“

Meine Antwort auf diese Frage fiel sehr persönlich aus. Sinngemäß hatte ich vom Vertrauen gesprochen, davon, dass ich persönlich ganz fest darauf vertraue, ‚dass Leben weitergeht. Wie, das weiß ich nicht. Aber dass es weitergeht – neu, dessen bin ich mir irgendwie sicher. Ja, das dürfen Sie mir glauben.‘ So oder ähnlich waren damals meine Worte. Einige Zeit später, nach ein oder zwei Tagen, konnte die Person dann wirklich sterben. Sie hatte in Ruhe Abschied genommen von ihren Angehörigen. Und es war gut.

Warum ich davon spreche? Weil ich weiß, es geht jeden von uns an. Früher oder später. Irgendwann. Und weg-ducken oder verdrängen bringt auf Dauer gesehen nichts. Ich gebe zu: Viele Fragen bleiben auch für mich jetzt noch unbeantwortet. Ich weiß wirklich nicht, wie das genau sein wird – dann, nach diesem Leben. Aber ich habe großes Vertrauen darauf, dass etwas kommen wird. Ich bin gespannt – wirklich! Die endgültige Antwort auf diese Frage möchte ich aber auch noch nicht so schnell erfahren...

Für jetzt bleiben mir ‚Antworten‘ aus dem Leben anderer Menschen. Die ihr Leben mit Glauben und Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gestalten konnten. Da heißt es zum Beispiel beim Propheten Jesaja: „Fürchte Dich nicht (…). Ich habe Dich beim Namen gerufen.“

Das genügt mir im Augenblick. Und mir wird deutlich: Wenn ich beim Namen gerufen bin, dann bin ich ganz persönlich gemeint. Ich. Und Du. Und Sie. Und die, die vor uns und die mit uns gelebt haben.

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