Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23OKT2021
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„Landschaftsgärtner ist ein toller Beruf.“ Zabihulla Amery schwärmt davon. Er ist offizieller Botschafter seiner Firma, um junge Menschen für diese Ausbildung zu motivieren. Man spürt seine Begeisterung. Und er ist stolz auf seinen Gesellenbrief. Umso mehr, als der Weg dahin alles andere als leicht war. Denn Zabihulla Amery ist aus Afghanistan. 2015 kam er auf der Flucht vor den Taliban als 15jähriger nach Deutschland. Das war das Jahr, als in Österreich 71 Flüchtlinge erstickt in einem Kühllaster gefunden wurden. Und als das Foto um die Welt ging, das einen toten kleinen Jungen zeigte, der am Strand angeschwemmt worden ist.

Das hat Kerstin Schmitz nicht kalt gelassen. Die 47jährige Lehrerin und Mutter von drei Kindern sagte sich: „Es kann nicht sein, dass du immer denkst, wie furchtbar diese Welt ist. Sie ist nur dann furchtbar, wenn du nichts tust.“ Also beschloss sie, etwas zu tun - für jugendliche Flüchtlinge. Dabei stieß sie auf das Projekt „Menschen stärken Menschen“. Dort wurden für junge Flüchtlinge Paten gesucht, die sie begleiten. Kerstin Schmitz wurde die Patin von „Zabi“, wie sie ihn liebevoll nennt. Am Anfang haben sie sich ein- bis zweimal in der Woche getroffen - sie hat ihn bei allen lebenspraktischen Fragen und beim Schriftverkehr mit Behörden unterstützt. Mit ihrer Familie zusammen hat er Ausflüge gemacht, gekocht, Deutsch gelernt. Kerstin Schmitz hat gleich gespürt, dass Zabi Tiefgang hat, warmherzig ist und immer hilfsbereit. Am Anfang hatte er natürlich noch traditionelle Denkmuster von zuhause im Kopf. Aber er hat viel dazu gelernt. Heute sieht er die Situation in Afghanistan sehr kritisch, gerade auch, was die Lage der Frauen angeht.

Dass sein Lebensweg so gut verlaufen ist, das hat er hauptsächlich Kerstin Schmitz zu verdanken, seiner Patin. Sie hat an ihn geglaubt und ihn gefördert. Sie war es auch, die bei der gemeinsamen Gartenarbeit entdeckt hat, wie geschickt und begeistert er dabei mitgearbeitet hat - sie hat ihm ein Praktikum vermittelt und so den Weg zu seinem Beruf geebnet. „Meine Patin ist die Beste überhaupt.“ sagt Zabi und strahlt. Ja, Menschen wie Kerstin Schmitz sind ein Schatz für unsere Gesellschaft.

 

Für die Ansprache habe ich mich gestützt auf den Artikel „Gemeinsam - ein Tandem fürs Leben.“ von M. Blum und B. Seiterich in „Sozialcourage. Das Magazin für soziales Handeln“ (www.sozialcourage.de), hg. vom Deutschen Caritasverband Freiburg, Sommer 2021, S. 10-14.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34132
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